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Vernetzt von A nach B

1. Dezember 2022

Der Wandel in der Mobilität ist mehr als nur ein Wandel vom Verbrennungs- hin zum Elektromotor. Carsharing, die Verknüpfung von individuellen und öffentlichen Verkehrsangeboten oder die Entwicklung im Bereich autonomes Fahren revolutionieren die Art und Weise, wie wir Mobilität nutzen, denken und erfahren.

Die Zukunft der Mobilität fordert auch unser ästhetisches Empfinden heraus – wie die seit März 2018 autonom fahrenden Kleinbusse auf dem Gelände der Berliner Charité zeigen.

Früher war das Auto des „Deutschen liebstes Kind“: Der eigene Wagen, meist auf Kredit gekauft oder geleast, gehörte einfach dazu. Oder man entschied sich ganz bewusst dagegen und setzte auf öffentliche Verkehrsmittel. Ein Kraftfahrzeug lieh man sich dann nur bei Bedarf, zum Beispiel zum Möbeltransport. Natürlich ist diese „klassische“ Trennung auch heute noch weit verbreitet, doch die Grenzen verschiedener Nutzungskategorien verschwinden zunehmend. Die Frage „ÖPNV oder Auto?“ kann heute mit der Gegenfrage „Warum nicht beides?“ beantwortet werden.

Erfolgsmodell Carsharing

Möglich macht das die digitale Vernetzung. Beispiel Carsharing: 2022 waren 3,4 Millionen Teilnehmer bei den etwa 150 deutschen Carsharing-Anbietern registriert. Zehn Jahre zuvor waren es nicht einmal 100.000. Der Durchbruch für das Carsharing kam erst mit der massiven Verbreitung des Smartphones. Heute ist es kein Problem, jederzeit per App den Standort des nächstgelegenen Leihautos zu ermitteln. Und nach der Fahrt stellt man den Wagen einfach irgendwo ab, denn auch der nächste Interessent findet das Auto bequem über sein Mobiltelefon. Das ermöglicht den Carsharing- Unternehmen, stationsunabhängig („free floating“) Fahrzeuge überall innerhalb des Nutzungsgebiets anzubieten – ein enormer Gewinn an Komfort für den Nutzer im Vergleich zu festen Abhol- und Rückgabestellen. Daher wird ein „Shared Car“ im Unterschied zum klassischen Mietwagen auch gerne schnell mal für den Wocheneinkauf oder eine spontane Fahrt bei starkem Regen genutzt.

Das zeigt sich auch in der Strecke, für die ein Carsharing-Auto durchschnittlich genutzt wird: In Berlin sind das beispielsweise gerade einmal 5,8 Kilometer.

Hand in Hand mit dem ÖPNV

Die Digitalisierung ermöglicht auch eine nahtlose Verknüpfung verschiedener Mobilitätsformen. Ein beispielhafter Reiseplan könnte so aussehen: Der Nutzer fährt mittels Carsharing-Wagen zur nächstgelegenen U-Bahn-Station, auf dem Weg dorthin fragt er in Echtzeit den Fahrplan ab und bucht ein digitales Ticket. 

An der Haltestelle lässt er den Wagen stehen und setzt die Fahrt mit der U-Bahn fort. Während dieser Teilstrecke ermittelt er auf seiner Carsharing-App, ob ein Fahrzeug – oder auch ein E-Bike – in der Nähe des Zielbahnhofs zur Verfügung steht, und bucht dieses. So kann er nahtlos den Weg bis zum Endziel fortsetzen. Viele ÖPNV-Betreiber haben spezielle Angebote entwickelt, um die Verzahnung mit Carsharing-Unternehmen zu stärken; beispielsweise bietet Stadtmobil Rhein- Neckar seinen Kunden besonders attraktive Monatstickets für die Busse und Bahnen des lokalen Betreibers VRN. Das Carsharing wird weiter an Bedeutung gewinnen und nicht nur die Mobilität, sondern auch die Städte selbst verändern. Laut einer Studie des Bundesverbands Carsharing (bvc) ersetzt ein einzelnes Carsharing-Auto bis zu 20 Privatfahrzeuge – viel Platz, um Städte wieder attraktiver zu gestalten.

Carsharing zunehmend elektrisch

Gerade weil die „geteilten Autos“ meist nur kurze Strecken fahren, sind E-Fahrzeuge dafür prädestiniert. Ihr Anteil ist in den Carsharing-Flotten größer als im Gesamtdurchschnitt. Laut bvc ist jedes zehnte vermietete Auto der Verbandsmitglieder elektrisch unterwegs. Einige Carsharing-Anbieter setzen sogar exklusiv auf E-Autos. Das Projekt „EnergieSüdwest Elektroauto für Landau“ (ESEL) bietet Elektroautos, die flexibel im Stadtgebiet von Landau nach dem Free-floating-Prinzip genutzt und wieder abgestellt werden können.

Selbst ist das Auto

Auch in China ist Carsharing längst im Alltag angekommen …

Die rasante Entwicklung beim autonomen Fahren wird die Möglichkeiten für Mietfahrzeuge nochmals enorm erweitern: Autonome Fahrzeuge können in Zukunft nicht nur per App bestellt werden, sie finden den Kunden sogar eigenständig über das GPS-Signal des Smartphones und holen ihn an seinem aktuellen Standort ab. Am Ziel wird die zurückgelegte Strecke automatisch über ein webbasiertes Zahlungssystem abgerechnet, der Fahrgast steigt aus und das Auto sucht sich selbst einen Parkplatz oder fährt einfach wieder zurück. Taxi- oder Carsharing-Unternehmen werden in Zukunft in der Lage sein, ihre Einheiten sehr effizient einzusetzen.

Analysetools ermitteln Gebiete mit hoher Nachfrage, schon bevor der Bedarf entsteht. Die Fahrzeuge fahren vorab dahin, wo sie in Kürze benötigt werden – ein erster Schritt zu einer sich selbst verwaltenden Fahrzeugflotte.

Das ist zwar noch Zukunftsmusik, doch alle dafür notwendigen Technologien gibt es bereits. Neben der eigentlichen Fortbewegung werden innovative Services ganz neue Anwendungen für Fahrzeuge erschließen. Auf der Hannover-Messe 2017 stellte beispielsweise Prof. Dr. Hans-Jürgen Pfisterer von der Hochschule Osnabrück einen Service vor, der es ermöglicht, ein E-Fahrzeug als Energiespeicher zu nutzen.

Basis hierfür ist eine bidirektionale Schnellladesäule: Während der Standzeit kann das E-Auto damit entweder aufgeladen werden oder – bei entsprechendem Bedarf – die gespeicherte Energie wieder zurück ins Netz abgeben. Das schafft Synergien zwischen Energiemanagement und Mobilität in intelligenten dezentralen Netzen, den Smart Grids.

Kofferraum statt Packstation

… dank komfortabler Smartphone-Apps.

Auch die physische Präsenz des Autos selbst soll genutzt werden. Die Deutsche Post hat in einem Modellversuch in Kooperation mit Audi bereits die Zustellung von Paketen in den Kofferraum erfolgreich getestet.

Das funktioniert so: Zunächst muss sich der Empfänger beim Automobilhersteller und bei DHL für diesen Service registrieren und eine App herunterladen. Über den Hersteller erhält er eine TAN bzw. Car-ID. Diese muss er dann bei der Bestellung in einem der teilnehmenden Online-Shops im Adresszusatzfeld der Lieferadresse angeben und anschließend das passende Zeitfenster auswählen. Der Pkw muss in einem 300-Meter-Umkreis um die Lieferadresse abgestellt werden; der Paketbote erkennt mithilfe einer App die entsprechende Position, kann mit einem begrenzt gültigen Code den Kofferraum des Fahrzeugs öffnen und das Paket dort ablegen.

Schließt er den Kofferraum wieder, wird der Code ungültig. Der Empfänger wird per SMS oder via App über die erfolgreiche Zustellung benachrichtigt. Was bedeuten alle diese Entwicklungen für ein Unternehmen wie Rheinmetall Automotive? Klar ist zunächst, dass E-Motoren und Hybridsysteme als Antriebs formen an Bedeutung gewinnen werden. Aber nicht nur die Technik selbst ist entscheidend, sondern auch die Möglichkeit ihrer Integration in das Mobilitätsnetz der Zukunft. Daher gilt es, neue Technologien auch immer im Hinblick auf diesen Aspekt zu bewerten.

(Artikel ursprünglich vom 11. Mai 2018)

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