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Security joins DAX

15. August 2023 - von Till Kerhoff

Rheinmetall hat ein neues Kapitel in seiner Unternehmensgeschichte aufgeschlagen: Nach 27 Jahren im MDAX ist der Düsseldorfer Technologiekonzern in den deutschen Leitindex DAX aufgestiegen. Ein historischer Schritt, in dem sich die dramatisch veränderte Rolle manifestiert, die Rheinmetall seit der Zeitenwende zuteilwird.

Opening Bell Ceremony

Zu besonderen Anlässen können börsennotierte Unternehmen den Handel durch das Läuten der Börsenglocke eröffnen. Die Zeremonie findet im Frankfurter Handelssaal statt.

Am 20. März 2023 war es so weit: Rheinmetall zog offiziell in den Leitindex der Deutschen Börse ein. Das MDAX-Gründungsmitglied ersetzte im Fast-Entry-Verfahren den Dialysespezialisten Fresenius Medical Care. Am ersten Tag seiner DAX-Listung legte der Konzern einen guten Start hin und ging mit einem Plus von 5,4 Prozent aus dem Handel, als die Rheinmetall-Aktie bei knapp 250 Euro notierte. „Wir freuen uns sehr über die heutige Aufnahme in den DAX“, erklärte CEO Armin Papperger anlässlich der feierlichen Opening Bell Ceremony im Haus der Deutschen Börse in Frankfurt. „Diesen Aufstieg verstehen wir als Bestätigung unserer über 130-jährigen Unternehmensentwicklung und der in dieser Zeit erbrachten Leistungen. Ohne das Vertrauen unserer Anleger und die hervorragenden Leistungen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen. Ihnen gebührt unser Dank.“

Der Vorstand der Rheinmetall AG signiert das Gästebuch der Frankfurter Börse: im Vordergrund der Vorstandsvorsitzende Armin Papperger, direkt hinter ihm CFO Dagmar Steinert und Personalvorstand Peter Sebastian Krause. (Foto: Deutsche Börse AG / Martin Joppen)

Prognose: Wachstum

Die überzeugende Kursentwicklung ist Ausdruck aussichtsreicher Perspektiven für Rheinmetall. Analysten sehen den Konzern in der veränderten sicherheitspolitischen Lage gut positioniert, um in Deutschland und in den Partnerländern eine wichtige Rolle bei der anstehenden Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit zu spielen. Untermauert werden diese Erwartungen durch das 2-Prozentziel der NATO-Mitgliedsstaaten sowie durch das von der Bundesregierung eingerichtete Sondervermögen für die Wiederbefähigung der Bundeswehr. Für das Geschäftsjahr 2025 peilt der Konzern auf der Grundlage der starken Wachstumsperspektive ein Umsatzvolumen von 11 bis 12 Milliarden Euro an.

Rheinmetall setzt derzeit einiges in Bewegung. Mit einem neuen Munitionswerk in Ungarn und der strategischen Akquisition des größten spanischen Munitionsherstellers Expal Systems erweitert der DAX-Debütant die eigenen Produktionskapazitäten erheblich. Darüber hinaus treibt Rheinmetall den Aufbau eines militärischen Wartungs- und Logistikzentrums im NATO-Partnerland Rumänien mit Hochdruck voran. In dem Service-Hub sollen westliche Kampfsysteme, die in der Ukraine in Nutzung sind, auf ihre Einsatzbereitschaft geprüft und logistisch betreut werden.

Rekordjahr 2022

Auch für das vergangene Jahr konnte Rheinmetall Rekordzahlen melden. Für das Geschäftsjahr 2022 wies der Technologiekonzern bei der Bilanzvorlage am 16. März 2023 einen Umsatz von 6.410 Mio. Euro und ein operatives Ergebnis (EBIT ohne Sondereffekte) von 754 Mio. Euro aus. Die operative Marge im Konzern stieg auf 11,8 Prozent, nach 10,5 Prozent im Vorjahr. Einen Höchstwert erreichte auch der Rheinmetall-Auftragsbestand, er belief sich zum Ablauf des Geschäftsjahres auf 26,6 Mrd. Euro. Den Aktionären wurde für das Geschäftsjahr 2022 eine Dividende von 4,30 Euro je Aktie ausgezahlt.

Eine Zeitenwende für Rheinmetall

Auch über den Bereich der Finanzmärkte hinaus steht Rheinmetall in hohem Maße im Fokus der Öffentlichkeit. Als Symptom einer veränderten geopolitischen Lage erlebt die gesellschaftliche Wahrnehmung und Beurteilung der sicherheitstechnischen Industrie derzeit einen dramatischen Wandel. Aspekte der militärischen Ausrüstung geraten erstmals seit langem wieder in den Blickwinkel einer besorgten Öffentlichkeit. Rüstungsexporte in die Ukraine werden nicht nur geduldet, sondern gefordert. Im Zuge dessen erfährt die Rüstungsindustrie als wichtiges Instrument hin zu einem verteidigungsfähigen und sicheren Europa aus breiten Teilen der Gesellschaft Wertschätzung.

Eine Position, in der der Vorstandsvorsitzende Armin Papperger die Rheinmetall AG schon lange sieht: „Mit unseren Aktivitäten im militärischen Bereich sehen wir uns als Teil der nationalen und der europäischen Sicherheitsvorsorge. Als Unternehmen stehen wir heute mehr denn je in einer besonderen gesellschaftlichen Verantwortung, hierfür einen Beitrag zu leisten. Mit unseren Kompetenzen tragen wir zum Schutz der Gesellschaft und zur Wehrhaftigkeit der freiheitlich-demokratischen Werteordnung bei. Dieser Aufgabe wollen wir gerecht werden, indem wir der Bundeswehr und den Streitkräften der Verbündeten verlässliche, leistungsfähige Partner sind.“

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Älteste börsennotierte Aktie im derzeitigen DAX

1889

Am 13. April 1889 wird die Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik Actiengesellschaft durch den Hoerder Bergwerks- und Hüttenverein gegründet. Das Gründungskapital beträgt 700.000 Mark.

1890

Am 11. November 1890 findet in Düsseldorf die erste Rheinmetall-Generalversammlung statt. Nur unterbrochen durch die Kriegs- und Nachkriegsjahre des Zweiten Weltkriegs führt das Unternehmen seitdem regelmäßige Hauptversammlungen durch, seit 1938 in Berlin, seit 2020 virtuell.

1894

Seit dem 14. November 1894 ist die Rheinmetall- Stammaktie an der Börse gelistet und damit die älteste börsennotierte Aktie unter den derzeitigen DAX-Mitgliedern.

1903

Am 31. März 1903 werden die Vorzugsaktien erstmals zum amtlichen Börsenhandel in Berlin zugelassen. Der erste amtliche Kurs beträgt 78,1 Prozent des Nennwertes. Zum Jahresende steigt der Kurs auf 91 Prozent.

1909

Größte Gesellschafterin von Rheinmetall wird die Fried. Krupp AG, die im Jahr 1909 40 Prozent des Aktienkapitals hält.

1925

Das Deutsche Reich übernimmt mit rund 52 Prozent die Aktienmehrheit. Krupp zieht sich in den Folgejahren nach und nach aus Rheinmetall zurück.

1936

Zum 1. Januar 1936 wird aus der Rheinischen Metallwaaren- und Maschinenfabrik Actiengesellschaft die Rheinmetall-Borsig AG.

1951

Die erste Hauptversammlung nach dem Krieg entscheidet über die Umstellung des Kapitals von 75 Mio. Reichsmark auf 15 Mio. Deutsche Mark.

1955

Am 29. September 1955 werden die neuen, auf D-Mark lautenden Aktien der Rheinmetall-Borsig AG an den Wertpapierbörsen in Berlin, Düsseldorf und Frankfurt am Main zum Handel und zur Notierung zugelassen.

1956

Am 23. Juni 1956 übernimmt die Familie Röchling zum Preis von 17.685.850 DM die bis dahin bei der Bank der Deutschen Luftfahrt AG i. L. liegende Aktienmehrheit der Rheinmetall-Borsig AG. Am 20. November ändert die Gesellschaft ihren Namen in Rheinmetall Berlin AG (seit 1996 Rheinmetall AG).

1960

Am 7. April 1960 beschließt die Hauptversammlung eine Kapitalerhöhung auf 25 Mio. Mark. Mit 510 Prozent des Nennwertes erreicht die Rheinmetall-Aktie ein Allzeithoch. Erstmals werden neue Aktienurkunden mit dem Namen Rheinmetall Berlin AG ausgegeben, nachdem zuvor die Rheinmetall-Borsig-Aktien überstempelt worden waren. Auch zahlt Rheinmetall mit 6 Prozent erstmals seit 1944 wieder eine Dividende.

1966

Am 4. August 1966 beschließt die Hauptversammlung erstmals die Zahlung einer 12-prozentigen Dividende, die 1969 auf 14 Prozent erhöht wird.

1984

Im September 1984 findet eine weitere Kapitalerhöhung auf mittlerweile 135 Mio. DM statt. Erstmals können die Mitarbeiter der Rheinmetall-Gruppe Belegschaftsaktien der Rheinmetall Berlin AG erwerben.

1996

Am 19. Januar 1996 wird der Aktienindex MDAX eingeführt. Die Stammaktie der Rheinmetall Berlin AG ist vom ersten Tag an dabei. Die Rheinmetall-Aktie ist bis zum 19. März 2023 der einzige Aktienwert, der dem Index ununterbrochen angehört.

1998/99

Am 30. Dezember 1998 werden die Aktien der Rheinmetall- Gruppe letztmals in DM gehandelt. Die Stammaktie der Rheinmetall AG schließt mit DM 43,00, die Vorzugsaktie mit DM 31,30. Ab dem 4. Januar 1999 notieren die Aktien in Euro. Die Stammaktie eröffnet mit 21,45 Euro, die Vorzugsaktie mit 17,00 Euro.

2000

Am 26. Juni 2000 werden die Stamm- und Vorzugsaktien von Nennbetragsaktien auf Stückaktien und von DM in Euro umgestellt. Am 1. August 2000 richtet Rheinmetall erstmals eine eigene Abteilung Investor Relations ein.

2003

Am 13. Februar 2003 fällt der Kurs der Vorzugsaktie auf einen Tiefststand von 9,65 Euro.

2004

Am 23. November 2004 kündigt die Eigentümerfamilie Röchling an, sich von ihrem Rheinmetall-Aktienbesitz zu trennen. Einen Tag zuvor hatten die Rheinmetall-Vorzugsaktien mit 39,99 Euro ein neues Allzeithoch erreicht.

2005

Am 10. Mai 2005 beschließt die Hauptversammlung die Zusammenlegung der Stamm- mit den Vorzugsaktien. Dabei werden die bisher 18 Mio. nennwertlosen Stückaktien ohne Stimmrecht in Stammaktien (bisher ebenfalls 18 Millionen) umgewandelt. Am 24. Juni 2005 wird die Vorzugsaktie das letzte Mal gehandelt.

2008

Vom 3. April 2008 an gibt Rheinmetall zum dritten Mal in seiner Geschichte Mitarbeiteraktien aus. Bei der Aktion „Mein Stück Rheinmetall“ können die rund 10.000 Mitarbeiter an den 31 bundesdeutschen Standorten in größerem Umfang Aktien zu günstigen Konditionen erwerben.

2022

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine notiert die Rheinmetall-Aktie am 28. März 2022 erstmals in ihrer Geschichte über der 200-Euro-Marke.

2023

Am 20. März 2023 steigt die Rheinmetall-Aktie in den DAX, den höchsten deutschen Aktienindex, auf. Aktuell sind 43.558.850 Aktien der Rheinmetall AG herausgegeben, die Marktkapitalisierung beträgt 10,97 Mrd. Euro (14. Juli 2023).

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