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Leuchtturmprojekt für die Zeitenwende

14. Februar 2024

Der Überfall auf die Ukraine hat gezeigt, wie wichtig eine schlagkräftige Luftwaffe für die Landes- und Bündnisverteidigung ist. Mit der F-35A erhält Deutschland zur Ablösung der veralteten Tornado-Kampfflugzeuge in absehbarer Zeit das modernste Kampfflugzeug der Welt. Rumpfmittelteile dieses Flugzeugtyps kommen von Rheinmetall – genauer gesagt aus einer State of the Art-Fabrik, die derzeit in Weeze entsteht. Beim symbolischen Spatenstich griffen viele Prominente aus Politik, Wirtschaft und Militär zur Schaufel.

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(Foto: IMAGO / Björn Trotzki)

F-35 Lightning II

Die Lockheed Martin F-35 Lightning II bildet künftig das Rückgrat vieler Luftstreitkräfte der NATO sowie verbündeter Staaten. Das einsitzige Strahlflugzeug F-35 besitzt hervorragende Stealth-Eigenschaften, ist also im Gegensatz zu anderen Flugzeugen für das gegnerische Radar nahezu unsichtbar. Der Jet übernimmt Aufgaben eines Jagdflugzeugs, also das Bekämpfen von Luftzielen, besitzt aber auch die Fähigkeit, Bodenziele zu bekämpfen. Je nach Ausstattung sind auch Aufklärungs- und Überwachungsmissionen sowie elektronische Kriegsführung möglich. Die F-35 wird in drei Versionen gebaut: Die F-35A ist für herkömmliche Starts und Landungen ausgelegt, die Version B für kurze Starts und senkrechte Landung und die F-35C für den Einsatz auf Flugzeugträgern.

Weeze und Flugzeuge – das haben die meisten bislang mit dem dortigen Regionalflughafen in Verbindung gebracht. In Zukunft wird Weeze aber auch im Bereich militärischer Luftfahrzeuge wieder eine bedeutende Rolle einnehmen. Denn auf dem Gelände des einstigen britischen Fliegerhorsts baut Rheinmetall derzeit ein hochmodernes Werk für eines der wichtigsten Verteidigungssysteme der Welt: das Mehrzweckkampfflugzeug F-35 Lightning II. Mit dem neuen Werk setzt Rheinmetall in enger Partnerschaft mit Lockheed Martin und Northrop Grumman ein Leuchtturmprojekt transatlantischer Rüstungskooperation um. Mit Lockheed Martin, dem Hersteller der F-35, verbindet Rheinmetall seit Jahren eine hervorragende und enge Partnerschaft, die durch die Kooperation bei der Rumpfmittelteilfertigung seit diesem Jahr auch zu Northrop Grumman – dem größten Zulieferer im weltweiten F-35-Programm – besteht.

Ministerpräsident Wüst: „Demokratie muss wehrhaft sein“

Mit Blick auf die russische Aggression gegen die Ukraine unterstrich der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst bei seiner Begrüßung, dass demokratische Wehrhaftigkeit zur Verteidigung unserer Werte unverzichtbar sei: „Wir werden getestet, ob wir willens und ob wir in der Lage sind, diese Werte nicht nur in Sonntagsreden zu beschwören, sondern dafür auch im wahrsten Sinne des Wortes in der Lage sind, unsere Art zu leben zu verteidigen.“ Und Wüst ergänzte: „Wer Demokratien entwaffnet, macht Recht und Freiheit schutzlos.“

Mehr als eine Investition

Der Rheinmetall-Vorstandsvorsitzende Armin Papperger macht die Bedeutung der 100-Millionen-Euro-Investition für das Unternehmen und für den Wirtschaftsstandort Deutschland deutlich: „Wir sind stolz, dass unsere langjährige Partnerschaft mit Northrop Grumman und Lockheed Martin sowie unsere seit Jahrzehnten bestehenden engen Verbindungen zur Bundeswehr zu einem echten Know-how-Transfer an den Standort Deutschland führen. Ebenso freuen wir uns, zur Zukunftsfähigkeit des Technologiestandorts Deutschland beizutragen und auf diese Weise technologisch auch das Bundesland NRW zu bereichern, in dem wir unseren traditionellen Unternehmenssitz haben. Unweit der Landeshauptstadt Düsseldorf errichten wir eine Fabrik, die in Europa Maßstäbe setzt.“ Der Technologiekonzern will im Werk Weeze mindestens 400 F-35A-Rumpfmittelteile produzieren.

Zeitenwende bei der Luftwaffe

Die Bundeswehr beschafft in einem ersten Schritt 35 Kampfjets des Typs F-35A, die das System Tornado ab voraussichtlich 2027 ersetzen sollen – ein sichtbares Zeichen für die versprochene Zeitenwende in Sachen Landesverteidigung und ein wichtiges Element der sogenannten nuklearen Teilhabe Deutschlands innerhalb der NATO. Steht die Bundesregierung doch nach wie vor in der Pflicht, im Falle eines Atomkrieges die in Deutschland lagernden nuklearen US-Sprengköpfe von der Bundeswehr zum Zielort zu fliegen und zünden zu lassen. Neben Deutschland haben sich auch zahlreiche andere Länder für die F-35 entschieden.

Bei der Projektplanung hat Rheinmetall „den Nachbrenner gezündet“: Die Produktion der ersten Teile soll bereits 2025 beginnen. „Wir freuen uns über die zügige Standortwahl von Rheinmetall für die Produktion von F-35-Rumpfmittelteilen. Dies ist ein wichtiger Meilenstein im deutschen F-35-Programm. Diese Kapazitätserweiterung trägt dazu bei, die wachsende weltweite Nachfrage zu befriedigen und mit der F-35 in Bezug auf künftige Bedrohungen im 21. Jahrhundert einen Schritt voraus zu sein“, so Mike Shoemaker, Vice President of F-35 Customer Programs bei Lockheed Martin.

2006

hob die F-35 zum ersten Mal vom Boden ab.


3.513

Maschinen sind derzeit beauftragt.


19

Staaten haben den Jet bisher bestellt.


Know-how aus den USA

In der Produktion der Flugzeugkomponenten kann Rheinmetall seine Erfahrungen als integrierter Technologiekonzern bei der Fertigung komplexer Systeme einbringen. Für die Aufgabe arbeitet der Düsseldorfer Konzern zudem eng mit dem US-Partner Northrop Grumman zusammen, dessen Vertragsnehmer Rheinmetall ist. „Northrop Grumman wird seine Automatisierungs- und Fertigungstechnologien der integrierten Montagelinie in Weeze replizieren“, sagt Glenn Masukawa, Vice President und Manager des F-35-Programms von Northrop Grumman. „In Kombination mit den Fähigkeiten von Rheinmetall ist unsere Zusammenarbeit mit Lockheed Martin bei der Herstellung des Mittelrumpfes ein wichtiger Beitrag zur globalen Sicherheitsvorsorge.“

Auch die Region gewinnt

Für die Region bedeutet das Werk einen wirtschaftlichen „Senkrechtstart“: Mehr als 400 hochqualifizierte neue Arbeitsplätze in den verschiedensten Bereichen werden unmittelbar in Weeze entstehen: Neben der Montagelinie wird die Einrichtung auch Logistik- und Lagerbereiche, Labore, Schulungsräume sowie den Bereich Qualitätskontrolle umfassen. Rheinmetall und seine Partner binden zudem weitere Unternehmen als Zulieferer und Dienstleister in das Programm ein. Geschätzt über 1.500 Arbeitsplätze können so bei kleinen und mittelständischen Unternehmen der Region entstehen. Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen: „Zu einer Zeitenwende zählt, dass Industriepolitik eben auch Rüstungsindustrie bedeutet, und deswegen ist es ein guter Tag für Weeze, für die Region und für das Land Nordrhein-Westfalen, dass hier ein relevanter Teil des F-35-Jets gefertigt werden soll.“

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