TechnologieTrends

In drei Wörtern um die Welt

15. August 2023

What3Words heißt die App, die sich nichts Geringeres zum Ziel gesetzt hat, als die Navigation neu zu erfinden. Mithilfe von drei Wörtern finden die Nutzer jeden Punkt auf der Erde. Erfunden wurde die App, um Logistikern aller Art das Leben zu erleichtern – doch sie kann durchaus auch als Notfallhelfer punkten.

Über What3Words

  • Gegründet: 2013
  • Unternehmenssitz: London
  • CEO: Chris Sheldrick
  • Partner des Unternehmens: u. a. Intel, Mercedes-Benz, Ikea, Sony, Deutsche Bahn, Subaru, SAIC Motor Corp, ITV, Channel 4, Aramex, Horizons Ventures und Alpine Electronics.
  • Geschäftsmodell: Verkauf von Lizenzen für den Zugriff auf ihr API (Application Programming Interface) und Verkauf von Produkten und Dienstleistungen, die auf der Technologie von What3Words basieren. Die mobile App und die Nutzung der Website sind kostenlos.
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(Foto: istockphoto / Phael Nogueira)

Die Parkstraße in Berlin. Ohne auch nur einen der Anwohner persönlich zu kennen, darf man behaupten, dass die meisten von ihnen dutzende Geschichten von verlorenen Paketen, fehlgeleiteten Besuchern oder falsch gelieferten Pizzen zu erzählen haben. Denn die Parkstraße gibt es in Berlin gleich neun Mal. Verfahren, verlaufen, verwechseln ist garantiert.

Die Berliner Parkstraße ist nur ein Beispiel von vielen. Logistikdienstleister, Taxiunternehmen und nicht zuletzt Privatpersonen können ein Lied von falschen oder einfach nur unpräzisen Adressen singen. Und das im Zeitalter von Mobilfunk und GPS-Navigation. Die Macher von What3Words haben sich zum Ziel gesetzt, diese Misere zu beenden – mit einem Geolocation-basierten System, das die Welt in etwa 57 Billionen 3×3-Meter-Quadrate unterteilt. Jedem einzelnen Quadrat ist eine eindeutige Kombination aus drei Wörtern zugewiesen. Mithilfe der Website www.what3words.com oder der App für mobile Geräte ist es möglich, Orte auf der ganzen Welt genau zu lokalisieren – einfach und benutzerfreundlich auch ohne klare Adressangabe.

Die Vermessung der Welt

Bleiben wir in Berlin. Angenommen, ein Lkw-Fahrer muss kurzfristig Waren für einen Aussteller der Messe Berlin liefern. Die Google-Abfrage liefert nach Eingabe die Adresse Messedamm 22. Dies ist denkbar ungeeignet, um auf dem großen Gelände mit 26 Hallen den richtigen Lieferpunkt zu finden. Hier kommt What3Words ins Spiel. Der Kunde lokalisiert über die App den genauen Anlieferungspunkt an Halle 6. Die Wortkombination lautet -„hinweise.eingehen.obenauf“. Das lässt sich merken, selbst per Telefon oder Funkspruch. Danach navigiert die App oder, falls mit What3Words kompatibel, das Navi per Spracheingabe.

Wer schon einmal in Budapest unterwegs war und versucht hat, „Széchenyi István tér“ (ein prominenter Platz vor der berühmten Kettenbrücke) per Spracheingabe in Google Maps einzugeben, weiß What3Words zu schätzen. Die App findet den Ort mit den Worten „regelt.lenkte.gezielt“ problemlos. Die Anwendung ist derzeit in 54 Sprachen verfügbar. Es gibt keine sinngemäße Übersetzung der Begriffe, sie werden komplett neu vergeben. Ein englischsprachiger Nutzer findet den „Széchenyi István tér“ mit der Eingabe „mailing.stretch.impact“. Egal, ob die Eingabe auf Deutsch, Englisch oder Suaheli erfolgt: Die App erkennt jede Sprache automatisch und passt die Suche an.

Weitere Vorzüge hat die App dort, wo GPS-Signal und Handyempfang an ihre Grenzen stoßen. Dazu zählen nicht nur abgelegene Gegenden in Alaska oder Lappland, ein Ausflug in den Pfälzer Wald genügt vollkommen. Eine GPS-Navigation ohne Empfang ist nutzlos. Die What3Words-Welt mit ihren 57 Billionen Quadraten ist komplett vermessen. Das funktioniert offline und überall, egal ob im Großstadtdschungel oder auf hoher See.

Die Idee hinter der App

2013 hatte Chris Sheldrick, 42, genug davon, ständig von seinem Navigationssystem in die Irre geführt zu werden. Als Musikmanager musste er dafür sorgen, dass seine Künstler zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Dies erwies sich für den Briten als echte Herausforderung – die Geburtsstunde von What3Words. Inzwischen sind Unternehmen wie die -Deutsche Bahn Digital Ventures oder die Daimler AG an der Londoner Firma beteiligt. Neufahrzeuge von Mercedes, Lotus oder Mitsubishi sind in der Lage, mit der Spracheingabe einer Dreiwortadresse zu navigieren.

Das Adresssystem ist für die Spracheingabe optimiert, was im Ernstfall sogar Leben retten kann. Denn bei Rettungsdiensten oder Polizei wird die Einsatzadresse gerne noch per Funkspruch durchgegeben. Mit What3Words geht das schneller und präziser, gerade, wenn Minuten zählen.

Das System hat Grenzen

Eine schöne Anwendung – aber die große Revolution in der Navigation löst die App nicht aus. Wer sich verlaufen hat und seinen Standort bestimmen will, dem kann What3Words nicht weiterhelfen. Und selbstverständlich ist es längst möglich, genaueste Standort-Koordinaten per GPS zu teilen. Doch die Idee mit den drei Wörtern ist smart, einprägsam und hat einen Unterhaltungswert, der nicht zu unterschätzen ist. Und wenn Sie das nächste Mal die Rheinmetall-Zentrale in Düsseldorf besuchen möchten – probieren Sie es doch einfach mal mit „weltreise.zutreffen.krimi“ …

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