MenschenBeyond

Ein Licht in dunklen Zeiten

15. August 2023

Osteuropa kennt Beat Imhof wie seine Westentasche. Der Mitarbeiter der Nitrochemie Wimmis fährt während seines Urlaubs ehrenamtlich für die Organisation „Licht im Osten“ Hilfsgüter in die ärmsten Regionen des Kontinents. Auch wenn seit Kriegsausbruch in der Ukraine jeder Transport eine Herausforderung darstellt, ist Aufhören für ihn keine Option.

(Foto: Marvin Zilm)

Beat Imhof

geboren 1972 in Thun. Ausbildung zum Berufskraftfahrer. Seit Januar 2013 ist der gebürtige Schweizer bei der Nitrochemie Wimmis AG im Bereich Werkdienste tätig. Dort sind er und seine beiden Arbeitskollegen für den Unterhalt des gesamten Areals zuständig. Dies umfasst circa 500.000 Quadratmeter Fläche, davon circa 35 Hektar Wald. Vor seiner Tätigkeit bei der Rheinmetall-Tochtergesellschaft arbeitete er 20 Jahre als Lastwagenfahrer in der Schweiz. In seiner Freizeit engagiert sich Beat Imhof ehrenamtlich bei der Schweizer Hilfsorganisation „Licht im Osten.“

Am Morgen des 24. Februar 2022 beherrschte weltweit nur ein Thema die Schlagzeilen: der russische Überfall auf die Ukraine. Schmerzlich wurde vielen bewusst, dass mitten in Europa wieder ein Krieg stattfindet. So ging es auch Beat Imhof. Der 50-Jährige arbeitet im Bereich Werkdienste der Nitrochemie Wimmis AG, einem Unternehmen des Geschäftsbereichs Antriebssysteme des Rheinmetall-Konzerns. In seiner Freizeit ist der ehemalige Berufskraftfahrer seit Jahren für die Hilfsorganisation „Licht im Osten“ in den entlegensten Ecken Osteuropas unterwegs.

„Meine ersten Gedanken an diesem Tag waren bei den Menschen in der Ukraine“, erinnert sich Beat Imhof. „Schon vor Kriegsbeginn hatten viele von ihnen nur wenig zum Leben. Ich hoffte inständig, dass unsere Hilfstransporte weiterhin zu realisieren waren.“ Nach dem ersten Schock handelten er und seine Kolleginnen und Kollegen von der Hilfsorganisation schnell. Fast im Wochentakt gingen Werkzeuge, Hygieneartikel, Decken, Winterkleidung, Haushaltswaren und viele andere lebensnotwendige Dinge in das angegriffene Land.

Aktuell startet rund alle drei Wochen ein Lkw in Richtung Westukraine, berichtet Beat Imhof. Die Ladung besteht vor allem aus Hygiene- und Reinigungsartikeln. Die 1.300 Kilometer lange Route verläuft von der Schweiz über München, Österreich und Ungarn. Im März 2023 saß er zuletzt selbst am Steuer. „Auch wenn wir nicht in die Nähe der Front gekommen sind, waren die Spuren des Konflikts schon ein paar Dutzend Kilometer nach der Grenze überall gegenwärtig. Straßen werden nicht mehr instandgehalten, Werkstätten sind geschlossen und junge Männer fast vollständig aus den Stadtbildern verschwunden.“ Am Zielort in der Region Mukatschewe übernahm dann eine andere Zugmaschine den Auflieger mit den Hilfsgütern und transportierte sie Richtung Kiew.

Den strapaziösesten Teil der rund einwöchigen Reise stellte der Rückweg aus der Ukraine dar. „Die Kontrollen an der Grenze zu Ungarn sind sehr strikt. Zunächst checkte uns die Armee, dann folgten die ukrainischen Zollbeamten und dann erneut ukrainische Soldaten. Manche Lkw müssen eine ganze Woche warten, bis sie passieren können.“ Der Aufwand hat einen ernsten Hintergrund: In der Ukraine sind alle Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren wehrpflichtig – aber mancher will seinen Beitrag zur Verteidigung des Landes nicht leisten und sich durch eine Flucht ins Ausland dem Dienst entziehen. Um das zu verhindern, schauen die ukrainischen Grenztruppen deshalb bei Ausreisenden ganz genau hin.

Gerade in diesen langen Wartephasen kommen Beat Imhof manchmal Zweifel. Schließlich opfert er seinen Urlaub. „Da denkt man schon: Warum tue ich das? Wenn die Menschen dann aber bei der Verteilung der Waren vor Freude weinen, sind alle Bedenken verschwunden. Dass man Menschen helfen kann, motiviert. Und man erkennt, wie gut wir es in der Schweiz und in Deutschland doch haben.“

Welchen Wunsch er hätte, fragen wir ihn zum Schluss. Nach kurzem Zögern antwortet er: „Das Schönste für die Ukraine wäre, wenn dieser Krieg morgen enden würde.“ Doch bis die russischen Aggressoren aus dem Land vertrieben sind, wird es noch dauern. Das weiß auch Beat Imhof. „Deswegen wünsche ich mir, dass die Bedingungen es auch in Zukunft zulassen, mit unseren Hilfstransporten weiterhin Gutes tun zu können.“ Nach wie vor leiden Millionen Menschen unter den Folgen des Krieges und sind auf humanitäre Unterstützung angewiesen. Anfang 2024, so sein Plan, will er dann auch wieder selbst am Steuer sitzen.

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