MenschenBeyond

Der Mann, der ins Mittelalter fiel

1. Dezember 2022

Stellen Sie sich vor, Sie wachen morgens auf und stecken im Jahr 1022 fest. Ohne Strom, Kanalisation und moderne Medizin – und als moderner Mensch allen Gefahren und Bedrohungen ausgesetzt, die diese Zeit mit sich brachte. Würden Sie das überstehen? Rheinmetall-Ingenieur Dieter Bohn – in seiner Freizeit leidenschaftlicher Hobbyautor – machte aus diesem Gedankenspiel gleich ein ganzes Buch.

„Der Zef’ihl, der vom Himmel fiel“, erschienen 2021 im Verlag p.machinery
(Bildquelle: p.machinery / Bild oben: Henning Ross)

Zivilisiert in einer fernen Zukunft, gefangen in einer Welt der Vergangenheit: Im Scifi-Roman „Der Zef’ihl, der vom Himmel fiel“ gerät der Protagonist Adriaan Deneersen nach einer Notlandung auf dem Planeten „Shi’ialla“ in diese missliche Lage. Dort sind Fortschritt, Sitten und Gebräuche auf dem Stand des Mittelalters. Als „Zef’ihl“, eine Art Hofmagier, muss er seine neue Heimat militärisch verteidigen – ausgerüstet mit viel Halbwissen, aber ohne exakte Anleitungen. Das einzige Hilfsmittel ist das vor langer Zeit erlernte Wissen in seinem Kopf. Kein Wunder, dass die Romanhelden auch mal grandios scheitern. Zum Beispiel, wenn ihnen das Projekt „Kanone“ im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren fliegt.

Aber natürlich geht es im Roman letztendlich ums Gelingen und so werden hier viele Dinge „neu“ erfunden – von der Wasserpumpe bis zur Wurfmaschine. „Beim Schreiben verzichtete ich zunächst ganz bewusst darauf, technische Sachverhalte nachzuschlagen“, sagt Dieter Bohn. Stattdessen fragte er sich, wie er anstelle seiner Figuren an ein Problem herangehen würde, danach wurde recherchiert. Trotz aller Fantasie: Technische Ungereimtheiten im Buch will sich einer wie er nicht leisten. Da ist der Autor zu sehr seinem Ingenieursethos verpflichtet – genau wie bei seinem hauptberuflichen Broterwerb bei der Rheinmetall-Tochter MS Motorservice in Dormagen, wo der Luft- und Raumfahrttechniker für die Service-Informationen und die technischen Videos zuständig ist.

Mit Shi’ialla erschuf sich Dieter Bohn eine ganz eigene Welt, mit eigener Geografie, Flora, Fauna und nicht zuletzt einer eigenen Sprache – und das alles nach Feierabend. Gar nicht so einfach, hier den Überblick über die eigene Fantasie zu behalten: „Ich habe mehrere Dossiers und Datensammlungen mit Zeitleisten, Glossar, Namenslisten, Karten und Grundrissen angelegt“, so der Autor. Und anders als sein Protagonist konnte Bohn natürlich auf digitale Tools zurückgreifen. Beim Schreiben lief im Hintergrund eine Figurendatenbank mit – ein Klick auf den Namen und alle Daten werden angezeigt.

15 Jahre hat Dieter Bohn gebraucht, bis sein Erstling vollendet war. Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – kehrte der Autor kurz nach Veröffentlichung schon wieder in seine Romanwelt zurück. Die Fortsetzung ging wesentlich schneller voran, momentan befindet sich „Der Zef’ihl, der in den Himmel stieg,“ in der Korrekturphase und wird wohl 2023 erscheinen. Der Protagonist Adriaan Deneersen ist in Shi‘ialla angekommen. Für seinen Schöpfer gilt das nur bedingt. Dieter Bohn lacht: „Seien wir ehrlich: Wie hoch war die Lebenserwartung im Mittelalter? Dreck, Krankheiten, drakonische Strafmaßnahmen – ich glaube nicht, dass ich dort lange überleben würde.“


Dieter Bohn, geboren 1963 in Trier

über Studium der Luft- und Raumfahrttechnik an der RWTH Aachen. Seit 2002 arbeitet der Maschinenbau-Ingenieur bei MS Motorservice in Dormagen. In seiner Kindheit prägten ihn Science-Fiction-Serien wie „Raumpatrouille Orion“ und „Raumschiff Enterprise“. Für einen anderen Kindheitshelden, „Perry Rhodan“, schuf er sechs Stellaris-Gastnovellen und rund vierzig Storys in verschiedenen Anthologien. Der Science-Fiction-Fan liebt die Klassiker von Robert A. Heinlein, Arthur C. Clarke und vor allem Isaac Asimov. Aber auch die Zeichnungen des Universalgenies Leonardo da Vinci haben ihn für seinen Roman inspiriert.

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