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Wir können liefern!

15. August 2023 - von David Ginster und Jan-Phillipp Weisswange

Auf Rheinmetall ist Verlass – in zeitlicher wie auch qualitativer Hinsicht. Alle Projekte zur Unterstützung der Ukraine laufen nach Plan – teils sogar schneller als erwartet.

Deutsche Militärhilfe für die Ukraine

Deutschland unterstützt die Ukraine mit Ausrüstungs- und Waffenlieferungen. Dabei handelt es sich um Abgaben aus Beständen der Bundeswehr und solchen der Industrie, die mit Mitteln der Bundesregierung finanziert worden sind. Die folgende Übersicht zeigt einen Auszug.

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Am 21. März 2023 rollen 20 frisch instandgesetzte Schützenpanzer Marder vom Rheinmetall-Werksgelände in Unterlüß. Es ist ein beeindruckendes Bild, denn die Gefechtsfahrzeuge fahren nicht auf ihren eigenen Ketten, sondern auf einem eigens dafür vorgesehenen, dutzende Waggons langen Eisenbahnzug.

Für den Projektverantwortlichen in Unterlüß – sein Name soll hier Martin V. lauten – ist es ein besonderer Moment: „Es war für uns alle ein wirklich besonderes Gefühl, die Fahrzeuge vom Hof rollen zu sehen. Ich bin extrem stolz auf alle Beteiligten und ihren herausragenden Einsatz.“ Die Panzerlieferung ist Teil der deutschen Militärunterstützung, die der Ukraine bei der Abwehr des russischen Angriffs helfen soll.

Rheinmetalls Beiträge zur Rüstungshilfe

Die 20 Marder für die Ukraine – die darüber hinaus weitere 20 aus Beständen der Bundeswehr erhält – waren nicht die ersten, die Rheinmetall in den letzten Monaten instand setzte. Seit über einem Jahr tobt nun der Krieg in der Ukraine. Herrschte anfangs innerhalb der EU- und NATO-Staaten noch keine klare Linie bezüglich möglicher Unterstützungsleistungen, hat sich das Blatt inzwischen gewendet. Der russische Angriffskrieg hat die EU- und NATO-Partner wieder enger zusammenrücken lassen. Unterdessen fanden mehrere Geberkonferenzen statt, um der Ukraine für ihre Verteidigung Wehrmaterial bereitzustellen. Rheinmetall leistet wichtige Beiträge zu dieser Rüstungshilfe.

So zum Beispiel bei den Ringtausch-Verfahren. Dieses Konzept entwickelte die Bundesregierung kurz nach Beginn des Krieges. NATO-Mitglieder geben ehemaliges Warschauer-Pakt-Großgerät aus der Ära das „Kalten Krieges“ an die Ukraine ab. Dafür erhalten sie westliches Wehrmaterial als Ersatz. Das hat den Vorteil, dass die ukrainischen Streitkräfte ihnen vertraute Hardware erhalten. Im Zuge der Ringtausche liefert Rheinmetall derzeit Marder, Leopard 2 und HX-Lkw.

Für den Ringtausch Griechenland – insgesamt 40 Marder – wurden 25 Fahrzeuge bereits geliefert. Bis zur Jahresmitte werden die restlichen 15 Fahrzeuge bereitgestellt und ausgeliefert sein.

Vom Leopard 2 wiederum sind im Zuge des Ringtauschs insgesamt 29 Exemplare für die Tschechische Republik und die Slowakei vorgesehen. Aktuell laufen die Arbeiten auf Hochtouren. Nachdem die Auslieferung bereits Ende 2022 begonnen hat, wird Rheinmetall dieses Jahr voraussichtlich sogar schneller liefern können als vertraglich vorgesehen. Seit April 2023 werden jeden Monat drei Fahrzeuge an die Kunden übergeben. Bereits im Dezember 2022 erhielten slowenischen Streitkräfte von Rheinmetall 40 HX 8×8-Wechselladersysteme. Slowenien hatte im Gegenzug für diese hochmodernen Logistik-Lkw 28 Kampfpanzer sowjetischer Bauart an die Ukraine gegeben.

Über das bisher Beauftragte hinaus kann Rheinmetall nach jetzigem Stand vom Marder und vom älteren Kampfpanzer Leopard 1 jeweils eine hohe zweistellige Zahl sowie vom Leopard 2 eine mittlere zweistellige Zahl nutzbar machen.

INTENSIVE ARBEITEN

Aus diesen bloßen Zahlen lässt sich nur erahnen, wie viel Engagement die Rheinmetaller bei ihren Arbeiten aufbringen. „Die Marder stammen aus den 1970er Jahren, man kann sich also vorstellen, wie umfangreich der Bedarf an Ersatzteilen ist“, so Martin V. Glücklicherweise hatte Rheinmetall bereits im Vorjahr auf eigene Kosten damit begonnen, die Lager entsprechend zu füllen, so dass hier viel Zeit gespart werden konnte.

Der Marder

Mit einer Stückzahl von zeitweise über 2.000 Einheiten war der Schützenpanzer Marder seit den 1970er Jahren das Hauptwaffensystem der Panzergrenadiertruppe der Bundeswehr. Sein Nachfolger beim deutschen Heer ist seit 2015 der Schützenpanzer Puma.

In unermüdlicher Arbeit im Zweischichtsystem arbeiteten die Verantwortlichen in Unterlüß und Kassel an der Instandsetzung der Marder: „Geschafft haben wir das alles nur, weil wirklich alle Beschäftigten und Abteilungen hervorragend zusammengearbeitet haben, vom Werker bis zur Geschäftsführung“, erklärt der Projektverantwortliche. „Ich kann es nicht oft genug sagen: Ich bin einfach unglaublich dankbar dafür, wie toll alle unterstützt haben.“ Rheinmetall hält somit auch hier seine vertraglichen Verpflichtungen gegenüber den nationalen und internationalen Kunden ein und bereitet sich auch auf unvorhergesehene Situationen vor: „Always expect the unexpected“.

Umfangreiche Unterstützung

Dieser Grundsatz gilt auch für weitere Unterstützungsleistungen, die Rheinmetall für die Ukraine erbringt – teilweise in deren Auftrag, teilweise im Auftrag der deutschen und anderer Regierungen. So lieferte Rheinmetall im Auftrag der deutschen Regierung 26 fabrikneue HX-Wechselladersysteme. Mehr als 100 Rheinmetall-Trucks befinden sich derzeit in der Ukraine im Einsatz.

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(Foto: president.gov.ua)

Treffen in Kiew

Am 30. März 2023 empfing der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine kleine Rheinmetall-Delegation im Kiewer Präsidentenpalast.

„Ich habe in den vergangenen Jahren in meiner Funktion als Rheinmetall-Vorstand zahlreiche internationale Spitzenpolitiker und hohe Militärs getroffen. Keiner dieser Termine hat auf mich so einen tiefen Eindruck gemacht wie dieses Treffen mit dem Präsidenten einer Nation, die seit mehr als einem Jahr um ihre Existenz und Freiheit kämpft“, so Rheinmetall-Chef Armin Papperger. „Ich bin dankbar für den überaus fruchtbaren und vertrauensvollen Austausch mit Präsident Selenskyj. Es ist uns Rheinmetallern ein zentrales Anliegen, unsere ukrainischen Freunde im Kampf für Freiheit und Demokratie zu unterstützen und ihren dringenden Bedarf so schnell wie möglich zu decken.“

Rheinmetall ist vor allem mit seinen Kompetenzen im Bereich der Kampffahrzeuge, der Munition, der Flugabwehr und der logistischen Fahrzeuge dazu in der Lage, der Ukraine kurzfristig wie auch auf lange Sicht ein wertvoller und leistungsfähiger Partner zu sein. Darüber hinaus war ein weiteres Gesprächsthema in Kiew, wie Rheinmetall durch die Schaffung von Produktionskapazitäten in der Ukraine einen nachhaltigen Beitrag zur Stärkung der Ukraine leisten kann. Rheinmetall steht dazu auch in enger Verbindung zur Bundesregierung, um so effizient und schnell wie möglich zu helfen.

Weiterhin erhielt die Ukraine 2022 fünf SurveilSPIRE-Luftüberwachungssysteme, weitere fünf sind beauftragt. Bei diesem Projekt kooperiert Rheinmetall mit einem estnischen Partnerunternehmen. 2023 kommen zwei Skynex-Flugabwehrsysteme und ein medizinisches Feldlazarett, ein weiteres soll im Laufe des Jahres 2024 folgen. Gerade Munition – seit Gründung der Rheinmetall AG eine ihrer Kernkompetenzen – erweist sich als vordringliches Rüstungsgut. Rheinmetall ist die einzige Lieferquelle, welche neue Munition in den Kalibern 155mm, 120mm, 105mm, 35mm und 20mm in großen Mengen zur Verfügung stellen kann – also für die Artillerie, die Kampfpanzer Leopard 2 und Leopard 1, den Flugabwehrkanonenpanzer Gepard und den Schützenpanzer Marder. In Unterlüß wird derzeit eine neue Produktionseinheit für 35mm-Munition in Betrieb genommen. Das erste Los der neu produzierten Patronen für den Gepard soll noch im Sommer 2023 an die Ukraine geliefert werden. Im Zuge der Kapazitätsausweitung konnte Rheinmetall weiterhin der Ukraine größere Chargen dringend benötigter Munition für den Kampfeinsatz anbieten.

Neben dieser umfangreichen aktuellen Unterstützung braucht die Ukraine auch auf lange Sicht Hilfe, wenn es darum geht, ihre eigenen militärischen Kapazitäten zu stärken und an westlichen Standards auszurichten. Rheinmetall steht dazu in Gesprächen mit der Regierung des Landes und prüft die Möglichkeiten einer engen Kooperation. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj empfing hierfür sogar Rheinmetall-Chef Armin Papperger (siehe Kasten). Explizit interessiert sich die Ukraine dafür, eigene Kapazitäten zur Produktion des Transportpanzers Fuchs und perspektivisch auch der hochmodernen Kampf- und Schützenpanzer Panther beziehungsweise Lynx entstehen zu lassen. Ziel ist es, die einst starke wehrtechnische Industrie in der Ukraine wiederaufzubauen, um die Autonomie ukrainischer Kapazitäten sicherzustellen.

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Am Rheinmetall-Standort Kassel laufen die Arbeiten zur Instandsetzung weiterer Marder auf Hochtouren. Mindestens eine hohe zweistellige Stückzahl kann noch nutzbar gemacht werden. (Foto: Jan-Phillipp Weisswange)

Während es bis dahin noch ein weiter Weg ist, kommt die erste Rüstungshilfe unterdessen an. Am 30. März 2023 nimmt der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow eine Inspektion der vor kurzem aus Unterlüß eingetroffenen Marder vor. Er bedankt sich bei der Bundesrepublik Deutschland für die Unterstützung der Unabhängigkeit der Ukraine. Nach einer feierlichen Veranstaltung werden diese Schützenpanzer nun durch das ukrainische Militär in den Frontgebieten eingesetzt. Durch solche Projekte, die dazu beitragen, die Unabhängigkeit der Ukraine zu sichern, kann Rheinmetall auch weiterhin mit Recht behaupten: „Wir können liefern!“

Von Unterlüß in die Ukraine: Am 21. März 2023 brachte Rheinmetall die ersten frisch instandgesetzten Schützenpanzer Marder per Eisenbahntransport auf den Weg.

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