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Nachhaltigkeit geht uns alle an

2. Dezember 2022

Die Menschheit steht vor gewaltigen Herausforderungen. Diese meistern wir nur, wenn wir alle – Staaten, Unternehmen, Bürger – an einem Strang ziehen. Was vor nicht allzu langer Zeit noch als „nice to have“ galt, entscheidet heute über den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens.

Der Bau von Photovoltaikanlagen gehört zur Klimastrategie des Konzerns.
(Bildquelle: istockphoto/ Joey Ingelhart / Bild oben: FOJANA Unterlüß)

Nachhaltige Kleidung, nachhaltige Lebensmittel, nachhaltiges Reisen – selten hat ein Begriff so schnell Karriere gemacht. Zu Recht, denn der Blick in die Nachrichten zeigt: Es gibt nicht eine Krise, es gibt mehrere und sie fordern uns gleichzeitig. Daraus ergeben sich gigantische Aufgaben. „Robert Swan, der berühmte Polarforscher und Umweltaktivist, hat es ganz treffend auf den Punkt gebracht: ‚Die größte Gefahr für unseren Planeten ist der Glaube daran, dass jemand anderes ihn rettet.‘ Wir alle sind in der Pflicht“, sagt Ursula Pohen. Sie verantwortet den Zentralbereich Corporate Social Responsibility bei Rheinmetall, in dem alle Fäden in Sachen Nachhaltigkeit zusammenlaufen. „Nachhaltigkeit ist keine Folklore und kein Thema nur für Weltverbesserer: Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Teil unseres Geschäfts.“

MIT LEIDENSCHAFT TEIL DER LÖSUNG

Kunden, Kapitalgeber, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Öffentlichkeit interessieren sich längst nicht mehr nur für die harten Finanzkennzahlen. Sie wollen sich ein umfassendes Bild von Unternehmen, ihren weltweiten Geschäftstätigkeiten und deren Auswirkungen auf Mensch und Natur machen. ESG – Environmental, Social, Governance: An diesen drei Schlagwörtern müssen sich Unternehmen künftig messen lassen.

„Unsere Stakeholder erwarten von uns, dass wir als Unternehmen Verantwortung tragen. Dem stellen wir uns seit mehr als 130 Jahren. Verantwortung heißt für uns, unseren Teil dazu beizutragen, die drängenden Probleme unserer Zeit zu lösen, allen voran die Folgen des Klimawandels abzumildern“, sagt Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG. „Das tun wir nicht nur, weil wir müssen, sondern auch, weil wir wollen! Passion for technology, passion for sustainability – wir stehen für beides.“

AMBITIONIERTE ZIELE FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG

Aus dem Bekenntnis zu Nachhaltigkeit erwächst der Auftrag, eine Nachhaltigkeitsstrategie auszuarbeiten und sich auf Ziele festzulegen. Das gilt für alle drei ESG-Handlungsfelder gleichermaßen: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Drei Kategorien, ein Ziel – Nachhaltigkeit ganzheitlich in allen Dimensionen zu erfassen. Der Begriff Nachhaltigkeit bzw. seine englische Entsprechung Sustainability ist spätestens seit 2015 in aller Munde. Damals beschloss die Weltgemeinschaft mit ihrer Agenda 2030 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung. Im Pariser Klimaabkommen wurde zudem vereinbart, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius (°C) zu begrenzen. Für Unternehmen ergeben sich daraus enorme Anstrengungen.

DER WEG ZUR CO2-NEUTRALITÄT

Gute Fortschritte macht das Unternehmen im Bereich Environment. Rheinmetall hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2035 CO₂-neutral zu wirtschaften. Damit aus der Vorgabe auch Fortschritte werden, hat sich das Unternehmen eine Roadmap gegeben. „Bei der Verbesserung unserer Energie- und Klimabilanz halten wir uns an klare und wissenschaftlich fundierte Standards“, erläutert Dr. Alexander Vogt, Abteilungsleiter des Bereichs Energiemanagement.

Der Fachbereich ist gerade dabei, die Teilnahme an der „Science Based Targets“ Initiative, kurz SBTi, vorzubereiten. In diesem internationalen Netzwerk sind inzwischen mehr als 3.000 Unternehmen vertreten. Deren auf wissenschaftlicher Basis definierte Ziele tragen dazu bei, die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. „Für Rheinmetall bedeutet das, alle direkten und indirekten Emissionen aus unseren Aktivitäten pro Jahr um 4,2 Prozent zu senken“, sagt Dr. Vogt. „Darüber hinaus geht es darum, klare Reduktionsziele für die Treibhausgas-Emissionen entlang unserer gesamten Wertschöpfungskette zu formulieren.“

Ebenfalls in Unterlüß plant Rheinmetall ein Heizwerk, das mit Holzhackschnitzeln betrieben wird. (istockphoto/ Claudiio Doenitz)

Aktuell laufen einige Pilotprojekte, zum Beispiel zur Energieversorgung am Standort von Rheinmetall Defence in Unterlüß. Das dortige neue Heizwerk soll 2023 in Betrieb gehen und auch mit Holzhackschnitzeln aus firmeneigener Forstwirtschaft betrieben werden. Pro Jahr werden auf diese Weise 5.200 Tonnen CO₂ eingespart. Weitere Heizzentralen sind in Unterlüß geplant, um die emittierten Treibhausgase zu reduzieren und die Produktion unabhängiger von fossilen Energieträgern und deren aktueller Verfügbarkeit zu machen.

KLIMASCHUTZ GLOBAL DENKEN

„Im Grunde fahren wir dreigleisig: Wir sparen Energie ein, stellen uns unabhängiger auf und beziehen mehr Strom aus regenerativen Quellen“, fasst Dr. Vogt zusammen. Beispiel Südafrika: Standort von Rheinmetall Denel Munition. Das Land bezieht traditionell einen Großteil seiner Energie aus Kohle. „Dort bauen wir eine Photovoltaikanlage, um uns aus regenerativer Energie zu versorgen.“ Zudem werden aktuell zwanzig größere Projekte über alle Divisionen des Konzerns hinweg untersucht, dreißig weitere sind in der Ausarbeitung. Weil Rheinmetall Klimaschutz global denkt, prüft das Unternehmen beispielsweise auch den Bezug von Grünstrom für alle Standorte weltweit.

NACHHALTIGKEIT IST KEIN SELBSTZWECK

Durch den bisherigen, starken Fokus auf Klima- und Umweltthemen stand das Handlungsfeld Soziales geraume Zeit etwas im Schatten. „Das wird sich nun ändern – nicht zuletzt getrieben von zunehmenden regulatorischen Anforderungen, national wie international. Ein großes Thema sind menschenrechtliche Sorgfaltspflichten, im Unternehmen selbst wie auch in der Lieferkette“, erklärt Ursula Pohen. Die dritte Säule von ESG umfasst unter anderem Unternehmensführung, Compliance, Risikomanagement und interne Kontrollsysteme. „Wenn Sie so wollen, stellt G wie Governance die Einhaltung der regulatorischen Rahmenbedingungen und Regelwerke sicher.“

Der „grüne“ Wandel eines weltweit tätigen Unternehmens wie Rheinmetall bringt Veränderungen mit sich und betrifft administrative, operative und strategische Prozesse. So viel steht fest: Nachhaltigkeit ist kein Selbstzweck, sondern die Fähigkeit eines Unternehmens, auch künftig Wert zu schaffen. Und diese Aufgabe ist nie erledigt.

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