
Mehr Personality, bitte!
14. Oktober 2024
8. Oktober 2024 - von Jan-Phillipp Weisswange
Mit dem „Schweren Waffenträger Infanterie“ liefert Rheinmetall ein Schlüsselsystem für die neuen Mittleren Kräfte des Deutschen Heeres. Bis zu 123 Fahrzeuge sollen ab 2025 in die Truppe kommen.
Luftbeweglich: Leichte Kräfte
Die Leichten Kräfte mit hoher Flexibilität und Spezialisierung können innerhalb kürzester Zeit per Luftfahrzeug an ihren Einsatzort gelangen.
Auf Rädern: Mittlere Kräfte
Die Mittleren Kräfte sind hochmobil und dank ihrer Feuerkraft dennoch durchsetzungsstark.
Kettenbasiert: Schwere Kräfte
Das Rückgrat der mechanisierten Gefechtsführung bilden die Schweren Kräfte mit Kampf- und Schützenpanzern.
Landes- und Bündnisverteidigung bedeutet für die Bundeswehr heute, dass sich die Ostflanke der NATO nicht mehr mitten im eigenen Land befindet. Vielmehr liegen die möglichen Einsatzräume über tausend Kilometer ostwärts. Daher führt das Deutsche Heer künftig drei Kräftekategorien ins Feld. Hierzu zählen die Leichten Kräfte, vornehmlich Infanterie wie Jäger, Fallschirmjäger und Gebirgsjäger. Sie lassen sich schnell im Lufttransport über weite Strecken verlegen. Das macht sie zu „Kräften der ersten Stunde“ im Operationsgebiet oder prädestiniert sie für Evakuierungsoperationen. Allerdings lassen sie sich aufgrund ihrer Ausstattung nur zeitlich begrenzt einsetzen. Zu den Schweren Kräften gehören vornehmlich Panzer- und Panzergrenadiertruppe. Mit ihren Kampfpanzern Leopard 2 und Schützenpanzern Puma verfügen sie über hohe Feuerkraft und Schutz. Damit können sie gegen gepanzerte oder mechanisierte Gegner antreten. Andererseits lassen sie sich über weite Strecken nur langsam bewegen. Die neuen Mittleren Kräfte sollen jetzt die Lücke zwischen den Leichten und den Schweren Kräften schießen.
Innovationstreiber
„Mittlere Kräfte fahren und kämpfen auf Rädern“, sagt das Deutsche Heer. Sie sollen mit radbeweglichen, hochmobilen Verbänden schnell und ohne lange Vorbereitungszeit im gesamten europäischen Operationsraum der NATO verlegbar sein. Für den ersten Verband der Mittleren Kräfte, die – so ein Arbeitstitel – Dragonerbrigade 21 „Lipperland“ aus Augustdorf, bedeutet dies, innerhalb weniger Tage einen Einsatzraum in rund 1500 Kilometer Entfernung im Baltikum zu erreichen und – falls erforderlich – dort gleich das Gefecht zu führen.
Vorschriften für die in der Bundeswehr völlig neue Kräftekategorie gibt es keine. Diese entstehen derzeit mit viel Innovationsgeist, darunter ein „Handbuch Infanteriekampf Mittlere Kräfte“. Dieses behandelt unter anderem den auf- und abgesessenen Kampf der Jägertruppe. Dabei ist für die Infanterie die bei den Panzergrenadieren übliche „wechselnde Kampfweise“ bis dato unbekanntes Terrain.
Doch nicht nur in konzeptioneller, sondern auch in materieller Hinsicht gelten die Mittleren Kräfte als „Innovationstreiber“. Ihr Hauptsystem ist das bewährte Gepanzerte Transport-Kraftfahrzeug GTK Boxer*. Dank seines modularen Aufbaus aus Fahrmodul und Funktionsmodul lässt sich der Boxer für eine Vielzahl an Funktionen konfigurieren. Derzeit verfügt die Bundeswehr über vier Varianten: Gruppentransportfahrzeug, Führungsfahrzeug, schweres geschütztes Sanitätskraftfahrzeug und Fahrschulfahrzeug. Bereits bestellt sind weitere Ausführungen: ein Radschützenpanzer mit dem besatzungslosen Turm des Schützenpanzers Puma, der Flugabwehrpanzer Skyranger 30 – ebenfalls von Rheinmetall geliefert – und der Schwere Waffenträger Infanterie. Das Heer will weiterhin Radhaubitzen, radbasierte Mörsersysteme, Transportpanzer, radbewegliche Pionierfähigkeiten sowie weitere radbasierte Systeme in allen Truppengattungen beschaffen, damit die Mittleren Kräfte ihren vollen Einsatzwert erreichen können.
Agil und abstandsfähig
Der Schwere Waffenträger Infanterie bildet ein Kernelement der Mittleren Kräfte. Mit seiner 30mm-Maschinenkanone MK30-2 ABM kann er direkte Feuerunterstützung für die abgesessenen Infanteristen leisten. Weiterhin verfügt er über zwei abschussbereite mehrrollenfähige leichte Lenkflugkörpersysteme (MELLS). Bei 14 Waffenträgern in der schweren Kompanie eines Jägerbataillons Mittlere Kräfte macht das 28 Stück. Damit kann die in einem Einsatzraum schnell bewegliche Einheit gegnerische gepanzerte Truppenteile ausschalten – und dies ohne direkte Sichtverbindung. Agilität und Abstandsfähigkeit zeichnen also die Kampfweise der Mittleren Kräfte aus.
Australien eingebunden
Der Schwere Waffenträger Infanterie basiert auf dem Boxer Combat Reconnaissance Vehicle (CRV), dem Radspähpanzer der australischen Streitkräfte. Um dem Heer schnellstmöglich die benötigten Gefechtsfahrzeuge zur Verfügung stellen zu können, bindet Rheinmetall nicht nur die deutschen, sondern auch die australischen Standorte in die Produktion ein. So werden die für die Bundeswehr vorgesehenen Fahrzeuge mit Masse unter Nutzung von Produktionskapazitäten des hochmodernen Rheinmetall-Kompetenzzentrums für militärische Fahrzeuge (MILVEHCOE) in Redbank im Südosten von Queensland gebaut. Sie gehen dann von Down Under ans Deutsche Heer.
* Der Boxer ist ein Produkt der Artec GmbH, ein Gemeinschaftsunternehmen von Rheinmetall und KNDS Deutschland.
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