
Stärkung der Rüstungsindustrie
28. August 2025
21. August 2025
Im Rahmen ihres Joint Ventures reparieren Rheinmetall und die ukrainische Landsystemindustrie vor Ort Militär- und Gefechtsfahrzeuge. In Kürze beginnt auch die Produktion von Munition und später dann auch von Gefechtsfahrzeugen. Die dafür erforderliche Infrastruktur stammt von Rheinmetall Project Solutions. Die Herausforderungen sind groß, ebenso wie die Verantwortung – ein Berufseinsteiger meistert diese Aufgabe mit Bravour.
Rheinmetall Ukrainian Defense Industry
Die Rheinmetall Ukrainian Defense Industry LLC wurde als Joint Venture von dem ukrainischen Staatskonzern Ukrainian Defense Industry JSC (UDI, vormals Ukroboronprom) und Rheinmetall in Kiew gegründet. Das Gemeinschaftsunternehmen ist seit Oktober 2023 operativ tätig. 51 Prozent der Anteile hält die Rheinmetall Landsysteme GmbH, UDI ist mit 49 Prozent beteiligt.
Ziel: die rüstungswirtschaftliche Basis der Ukraine und letztlich die nationale Sicherheit des Landes stärken. Es ist beabsichtigt, schrittweise gemeinsame Fähigkeiten in der Rüstungstechnologie in der Ukraine aufzubauen.
Betätigungsfeld: Rheinmetall Ukrainian Defense Industry ist in den Bereichen Service- und Wartungsdienstleistungen, Montage, Produktion und Entwicklung von Militärfahrzeugen und zunächst ausschließlich auf dem Staatsgebiet der Ukraine tätig.
Den ersten gemeinsamen Schritt in der Zusammenarbeit von Rheinmetall und UDI bildet die Instandsetzung militärischer Fahrzeuge, die der Ukraine über Ringtausch-Projekte der deutschen Bundesregierung sowie durch Direktlieferungen bereitgestellt wurden. Die Kooperation soll auch auf die gemeinsame Herstellung ausgewählter Rheinmetall-Produkte in der Ukraine ausgeweitet werden.
Im Rahmen ihres Joint Ventures reparieren Rheinmetall und die ukrainische Landsystemindustrie vor Ort Militär- und Gefechtsfahrzeuge. In Kürze beginnt auch die Produktion von Munition und später dann auch von Gefechtsfahrzeugen. Die dafür erforderliche Infrastruktur stammt von Rheinmetall Project Solutions. Die Herausforderungen sind groß, ebenso wie die Verantwortung – ein Berufseinsteiger meistert diese Aufgabe mit Bravour.
Die Instandsetzung militärischer Fahrzeuge besitzt höchste Priorität in der Ukraine. Aber keine Panzerreparatur ohne Werkhalle und eine funktionierende Infrastruktur. Eine Schlüsselrolle beim Aufbau spielt Rheinmetall Project Solutions. Die Rheinmetall-Tochtergesellschaft verfügt über schlanke Strukturen, ist flexibel einsetzbar und scheut sich nicht vor brenzligen Aufgaben. Bisherige Bilanz: Das erste Reparaturzentrum läuft bereits auf Hochbetrieb, die zweite Halle wird soeben fertiggestellt und weitere sind schon in Planung.
Der Job, die Werkhallen in der umkämpften Ukraine erfolgreich an den Start zu bringen, ist eine Aufgabe für einen „alten Hasen“, ließe sich meinen. Schließlich ist hier umfangreiches Fachwissen gefragt, gepaart mit einer gehörigen Portion Improvisationstalent und diplomatischem Geschick. Der Projektleiter, dem Rheinmetall Project Solutions diesen anspruchsvollen Einsatz anvertraute, ist gerade mal 29 Jahre alt. Simon H. (Name von der Redaktion geändert) hatte gerade sein Hochschulstudium der Forstwissenschaften absolviert, als er sich 2022 bei Rheinmetall Project Solutions bewarb. Von seinem neuen Arbeitgeber wurde das „Greenhorn“ sofort ins kalte Wasser geworfen. „Ja“, lacht der Projektleiter, „jemandem, der gerade frisch von der Uni kommt, so eine Aufgabe zu übergeben, birgt schon ein gewisses Risiko.“ Um es vorwegzunehmen: Die Entscheidung für Simon H. war goldrichtig.
Eine Halle in 71 Tagen
Rheinmetall Project Solutions liefert die Werkhallen für die Ukraine im Rahmen der Rheinmetall Ukrainian Defense Industry LLC (RhUDI). Das Abkommen des Joint Ventures beinhaltet einerseits die Instandsetzung militärischer Fahrzeuge, die der Ukraine über die deutsche Bundesregierung sowie durch Direktlieferungen bereitgestellt wurden. Andererseits repariert und wartet das Gemeinschaftsunternehmen in der Ukraine auch andere Gefechtsfahrzeuge, die im Fronteinsatz waren. Über tausend Tage nach dem russischen Angriff bitter nötig.
Der Aufbau der Instandsetzungshallen sollte deswegen so schnell und gleichzeitig so sicher wie möglich vonstattengehen. Ebenso stellte sich die Frage nach dem passenden Standort. Da bis dato noch keine europäische Präsenz in der Ukraine existierte, errichtete Rheinmetall Project Solutions in enger Zusammenarbeit mit dem Service der Rheinmetall Landsysteme und der Rheinmetall Automecanica zunächst einen Hub im EU-Land Rumänien. „Innerhalb von 71 Tagen nach Bestellung haben wir die Halle geliefert, aufgebaut und übergeben“, sagt Simon H. Auf diesen „Geschwindigkeitsrekord“ ist er – zu Recht – auch heute noch sichtlich stolz.
Geht nicht, gibt’s nicht
Lange auf ihren Lorbeeren ausruhen konnten sich Simon H. und sein Team nicht. Nur wenig später wurde entschieden, den Hub von Rumänien in die Ukraine zu verlagern. Der Transport der Militärfahrzeuge von Rumänien in das Nicht-EU-Land Ukraine gestaltete sich als äußerst schwierig. Die dortigen Behörden besitzen ihre eigenen Regularien. Und obwohl sich das Land im Krieg befindet, ist die erwartete Flexibilität nicht immer gegeben. Kurzum: „Nach wenigen Monaten erhielten wir die Anfrage, ob wir den Hub in die Ukraine verlegen können – inklusive Aufbau und Einrichtung“, erinnert sich der Projektleiter. Frei nach dem Motto „geht nicht, gibt’s nicht“ haben er und sein Team einmal tief Luft geholt und die Herausforderung angenommen.
Doch wie die Halle in die Ukraine bringen? Simon H. und seine Kollegen erörterten die Optionen. Vieles wurde angedacht und wieder verworfen. Der sogenannte grüne Korridor an der polnisch-ukrainischen Grenze, über den die Hilfslieferungen der NATO und der EU in die Ukraine abgewickelt werden, erwies sich letztendlich als die einzig praktikable Lösung. „Die Modulbauweise unserer Hallen ist ein großes Plus“, erklärt der Projektmanager. „Wir können sie einfach in Container packen und auf Tiefladern befördern.“ Dank dieser Flexibilität lassen sich die Hallen selbst unter schwierigen Bedingungen montieren und sicher zwischenlagern, falls der Transport unterbrochen werden sollte. „Wir haben die Halle in Rumänien also komplett demontiert, verladen und dann nach Polen gebracht“, berichtet Simon H. Dort hat dann das ukrainische Militär den weiteren Transfer übernommen. Der Vorteil: Der Transportweg war gesichert. Der Nachteil: Nach der Übergabe gab es keinerlei Möglichkeiten mehr, die Lieferung nachzuverfolgen. „Es dauerte über eine Woche, bis die erste Halle ihren Zielort erreichte“, erinnert sich der Projektleiter.
Der nächste Level
Nachdem alle Lkw mit den Containern eingetroffen sind, ging die Arbeit für Rheinmetall Project Solutions erst richtig los. Schon als feststand, dass der Hub direkt in die Ukraine verlagert werden sollte, ergriff das Team von Simon H. in Abstimmung mit RhUDI am neuen Standort baufeldvorbereitende Maßnahmen: „Dort befanden sich noch Schutt und Reste eines alten Gebäudes. Wir haben die Räumung übernommen und dann auf diesem Gelände die neue Halle errichtet.“ Dieser Instandsetzungshub ist seit 2024 in Betrieb, aber er blieb nicht der einzige. Schon während der Aufbauphase der ersten Werkhalle kam der Auftrag für Hub Nummer zwei.
Der Standort lag quasi auf freier Wildbahn. „Die Fläche, die uns zugeteilt wurde, war abschüssig und von Schlamm durchzogen.“ Als hochanspruchsvoll erwies sich dementsprechend die Vorbereitung des Geländes. „Die Regenperioden im Herbst und Frühjahr in der Ukraine sind eine echte Herausforderung“, erläutert Simon H. „Alles versinkt im Matsch. Wir mussten sicherstellen, dass unsere Halle auf stabilem Untergrund steht.“ Das bedeutete großflächige Tiefbau-Maßnahmen. Um ein tragfähiges Fundament zu schaffen, planierte und verdichtete das Team zunächst den Boden und installierte darauf anschließend eine Betonplatte mit einer Tragkraft von über 60 Tonnen.
„Die Infrastruktur, die wir aufbauen, muss universell einsetzbar und für alle Arten von Fahrzeugen geeignet sein“, weiß der Projektleiter. Ob Lkw, Schützenpanzer Marder, Kampfpanzer Leopard oder Panzerhaubitzen mit ihren riesigen Türmen – jedes dieser militärischen Nutz- und Gefechtsfahrzeuge können die ukrainischen Fachkräfte in den Hallen warten und instandsetzen. Rheinmetall Project Solutions kümmert sich dabei auch um die Versorgungstechnik: vom Elektro- und Wasseranschluss bis hin zu den Büro- und Sanitärcontainern.
25 Jahre Einsatzerfahrung
Als sich die deutsche Bundeswehr 1999 im Rahmen ihres KFOR-Mandats an der Friedensmission im Kosovo beteiligte, unterstützte Rheinmetall die deutschen Truppen erstmals mit seinen Instandhaltungsleistungen. Seitdem haben sich das Portfolio und der Kundenkreis des Geschäftsbereichs kontinuierlich erweitert. Heute bietet das 2021 gegründete Tochterunternehmen Rheinmetall Project Solutions seinen militärischen Partnern selbst in gefährlichen Einsatzgebieten weltweit ein komplettes Angebot an praxisnahen Dienstleistungen: von der Bereitstellung der Infrastruktur für Militärlager und Feldlazarette über integrierte Logistikdienstleistungen und Flugfeldunterstützung bis hin zu Technologien für den Feldlagerschutz oder die Entsorgung von Munitionsaltlasten wie in der Ostsee.
Der Marder schützt Leben
Projektleitung bedeutet auch Präsenz – was in einem Land im Kriegszustand nicht ohne Risiko ist, auch wenn alles für die Sicherheit der deutschen Kooperationspartner getan wird. „Ich bin regelmäßig alle vier bis fünf Wochen vor Ort“, sagt Simon H. „Aufgrund der Sicherheitslage versuchen wir, unsere Aufenthalte in der Ukraine auf das notwendige Minimum zu reduzieren. Bei gewissen Bauabschnitten ist seine Anwesenheit jedoch unumgänglich. „Ich kann kein Projekt leiten, ohne die Arbeitsfortschritte selbst gesehen oder mit den Leuten gesprochen zu haben. Dass mir jemand Bilder von der Baustelle per WhatsApp schickt, ist aus Sicherheitsgründen natürlich nicht möglich.“ Seine erste Reise in die Ukraine hat den jungen Projektleiter nachhaltig geprägt: „Es war so surreal. Man fliegt nach Polen, die Welt ist in Ordnung. Dann passiert man die Grenze und befindet sich wie in einer Zeitreise. Da habe ich erst wirklich verstanden, was die EU für die Ukraine bedeuten kann.“
Inzwischen hat Simon H. viele der Fahrzeuge zu Gesicht bekommen, die aus dem Fronteinsatz zur Reparatur gekommen sind. „Wenn man die durch Drohnen- und andere Angriffe stark beschädigten Marder von außen betrachtet, wird es einem mulmig. Man denkt an die Besatzung – aber dann ist der Innenraum unversehrt!“ Das deutsche Material werde von den Soldaten extrem wertgeschätzt, betont Simon H., eben weil Personenschäden so selten seien. Deswegen soll auch alles schnellstmöglich repariert werden und wieder in den Einsatz gehen. Die Motivation der ukrainischen und deutschen Mitarbeiter von RhUDI und Rheinmetall Landsysteme vor Ort sei „unfassbar hoch“, betont der Projektleiter. „Ist Samstags- oder Sonntagsarbeit erforderlich, dann gibt es darüber überhaupt keine Diskussion.“ Denn sie wissen: Jeder Tag, jede Stunde ohne die dringend benötigten Panzer macht es den Streitkräften an der Front noch schwerer.
Ein Marathon, kein Sprint
Und das russische Militär? Wie ist es zu schaffen, angesichts der heutigen Überwachungs- und Aufklärungstechnik von Putins Streitkräften unbemerkt Hallen dieser Größenordnung zu errichten? Zumal über die Gründung der RhUDI und ihre Geschäftstätigkeit in westlichen Medien berichtet worden ist? „Bisher stehen die Hallen“, sagt Simon H. und hofft, dass es weiterhin so bleiben werde. „Wir halten unsere Kommunikationsströme so klein wie möglich. Und natürlich besitzt auch die Ukraine ein starkes Eigeninteresse, diese Standorte zu schützen.“
Neben zusätzlichen Wartungshubs plant die Rheinmetall Ukrainian Defense Industry die Infrastruktur für die Produktion von Munition und von Gefechtsfahrzeugen. „Es ist ein Marathon, kein Sprint“, weiß Simon H. Auch wenn der Krieg, was alle hoffen, endlich ein Ende haben sollte, werden die Aufgaben noch lange nicht beendet sein. Rheinmetall war eines der ersten Unternehmen, das sich nach der russischen Invasion kompromisslos an die Seite der Ukraine stellte, und wird, wenn gewünscht, das Land auch in Zukunft beim Wiederaufbau und der Sicherung der Grenzen unterstützen.
Deswegen sind Menschen wie Simon H. mit ihrem Engagement und ihrer Einsatzbereitschaft so wichtig. Als Quereinsteiger und Berufsanfänger fand er bei Rheinmetall seinen Traumjob: „Einen Arbeitgeber zu finden, der einem so viel Vertrauen entgegenbringt, war für mich persönlich wie ein Sechser im Lotto“, freut sich der Projektleiter. „Und es ist sehr befriedigend, einen Sinn in seinem Job zu sehen.“ Jungen Menschen, die auf der Suche nach einer interessanten Tätigkeit sind, empfiehlt er, einfach reinzuschnuppern oder eine Initiativbewerbung zu wagen. Es müsse ja nicht immer gleich die Ukraine sein. „Innerhalb des Rheinmetall-Konzerns bieten sich so viele Möglichkeiten!“
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