
Mehr Personality, bitte!
14. Oktober 2024
5. Juni 2025
Satellitenbilder sind längst unverzichtbar für zivile und militärische Belange. In Kooperation mit dem finnischen Unternehmen ICEYE kann Rheinmetall bereits auf modernste Technik zurückgreifen und stellt mit der neu gegründeten Abteilung „Space“ die strategischen Weichen für diesen bedeutenden Markt.
Eigene Satellitenkonstellation
Rheinmetall prüft derzeit die Konzeption und den Betrieb einer eigenen Satellitenkonstellation, um mit den so gewonnenen Daten einen maßgeblichen Beitrag zur deutschen und europäischen Souveränität weltraumgestützter Aufklärung zu leisten.
Noch hat die neu gegründete Abteilung mit dem fachlichen Schwerpunkt „Space“ nicht einmal ein Dutzend Mitarbeiter. Doch von der Einheit, die erst im Januar 2025 ihre Arbeit aufgenommen hat, wird man im Konzern noch viel hören. „Für moderne Streitkräfte sind der Zugang zu und die Kontrolle über weltraumgestützte Aufklärung, Kommunikation und Einsatzführung essenziell“, sagt Chief Digital Officer Dr. Timo Haas, zu dessen Bereich in der Division Electronic Solutions die neue Abteilung von Rheinmetall gehört. „Wir sehen in der Integration der Space-Kompetenzen einen zentralen Baustein für die digitale Transformation der Verteidigung.“
Eine tragende Säule für dieses Vorhaben ist die Kooperation des Rüstungsunternehmens mit dem SAR-Satellitenbetreiber ICEYE aus Finnland. SAR steht für „Synthetisches Apertur Radar“ und ermöglicht hochauflösende Aufnahmen auch nachts oder durch Wolken- und Nebelfelder.
Strategischer Operationsraum
Größter Nutznießer dieser Kooperation ist die Ukraine. Sie erhält die Satellitenbilder – mit Zustimmung des Bundesministeriums der Verteidigung – auf einem sicheren Weg über sogenannte Credits. Die Aufklärungsbilder unterstützen das Land bei der Entscheidungsfindung und Operationsplanung des Militärs. 48 Satelliten hat ICEYE seit 2018 in das Orbit gebracht, von denen die Ukraine eine kleine Anzahl für die Verteidigung gegen die russischen Streitkräfte nutzen kann.
Satellitenproduktion in Neuss
Nachdem sich Rheinmetall im vergangenen Jahr bei dem finnischen Satellitenhersteller Vertriebsrechte gesichert hat, planen die beiden Unternehmen nun, ihre Kooperation zu intensivieren und ein Joint Venture zur Satellitenproduktion zu gründen. Schon 2026 will das Gemeinschaftsunternehmen, an dem Rheinmetall 60 Prozent der Anteile und ICEYE 40 Prozent halten soll, unter anderem im Neusser Rheinmetall-Werk mit der Fertigung der SAR-Flugkörper starten.
Das Fledermaus-Prinzip
Was macht SAR-Satelliten so besonders? „Sie funktionieren ähnlich wie das Echolot einer Fledermaus“, erklärt Dr. Nadja Peterseim, Leiterin der Abteilung Space. Ausgebildet in Geodäsie und Raumfahrttechnik bringt die Ingenieurin die denkbar besten Voraussetzungen für diese Aufgabe mit. Das SAR-Radar stößt eine hochenergetische Welle in Richtung Erde aus. Sowohl anhand des Zeitraums als auch aus der Art und Weise, wie die Welle reflektiert wird, lässt sich ableiten, um welche Objekte es sich handelt. Da sich der Satellit hierbei um die Erde bewegt, werden viele Reflektionen hintereinander erfasst, die man im Nachgang mathematisch zu einem scharfen Bild zusammensetzen kann.
„Eine Flugzeugtragfläche reflektiert anders als beispielsweise Asphalt“, sagt Peterseim. Auf diese Weise können in kürzester Zeit detaillierte Informationen geliefert werden. Aus 500 km Entfernung von der Erdoberfläche erkennt ein SAR-Satellit bis zu 30 cm kleine Objekte. Eine ukrainische Panzerbesatzung kann dank dieser speziellen Datenauswertung erkennen, ob und wenn ja, welche Objekte sich wo befinden und ob es gegenüber einem vergangenen Zeitraum eine Veränderung gegeben hat.
Schnelle Reaktionen sind gefordert
Ein wichtiges Element in der Space-Wertschöpfungskette: Ein „Satellite Integration and Testing Center“. Das Testzentrum mit dem Namen Rheinmetall Integration & Processing Facility (RhIPF) soll 2027 einsatzbereit sein. Dieses ist auf der nordnorwegischen Insel Andøya als Teil des dortigen Weltraumbahnhofs stationiert. RhIPF arbeitet beispielsweise mit Isar Aerospace zusammen, der ersten deutschen Firma, die von Andøya aus mit eigenen Trägerraketen Satelliten ins All bringt.
Hierbei geht es nicht nur um eine „klassische“ Platzierung von Satelliten, sondern auch um einen sogenannten Tactical Responsive Launch: Bei Bedarf sollen kritische Satelliten innerhalb kürzester Zeit ersetzt werden, was in einem größeren Krisen- oder Kriegsszenario eine Rolle spielen könnte.
Europa hat Nachholbedarf
Die Aktivitäten Rheinmetalls in der Dimension Space kommen zur rechten Zeit: „ISR (Intelligence, Surveillance and Reconnaissance) ist ein entscheidender Bestandteil moderner Taktiken, Operationen und Verteidigungsstrategien. Dazu gehören auch immer mehr Beobachtungs- und Aufklärungsverfahren im Weltraumsegment“, sagt Nadja Peterseim. „Wären etwa Drohnen oder Panzer nahtlos an diesen Informationsfluss angebunden, wären der taktische Effizienzgewinn und die Steigerung der Effektivität einer Einheit nicht zu unterschätzen. Und hier ist der Nachholbedarf in Europa hoch.“ Die weltpolitischen Ereignisse der vergangenen Monate zeigen: Deutschland und Europa müssen – gerade militärisch – unabhängiger agieren können.
Mehr Informationen zu dem geplanten Joint Venture mit ICEYE finden Sie hier.
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