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Sesam, öffne dich

30. November 2022

Was früher allenfalls als besonderer Service in Luxushotels angeboten wurde oder als Zeichen der Ehrerbietung gegenüber Würdenträgern galt, hat heute längst Einzug in unser tägliches Leben gehalten: das freundliche Öffnen von Türen – mittlerweile aber nicht mehr von Menschenhand, sondern durch spezielle Elektromotoren.

Einblick ins Innenleben: An dieser Stelle der Fahrzeugtür befindet sich der Aktuator von Pierburg.

Ob in Krankenhäusern, in öffentlichen Gebäuden, in Verkehrsmitteln oder gar in Parkhäusern – überall öffnen sich Türen wie von Geisterhand, wenn der mehr oder weniger bepackte Passierwillige sich nähert. Warum also nicht auch im privaten Auto? Pierburg hat hierzu eine kompakte Lösung entwickelt, die im Verkehrsalltag nicht nur von sich nähernden Rad- oder Motorradfahrern als besonders angenehmer Sicherheitsfaktor empfunden werden wird. Auch der Autofahrer wird schnell die Vorteile sich automatisch öffnender und wieder schließender Türen erkennen und diesen Komfort nicht mehr missen wollen. Erste Prototypen dieses neuen Türaktuators, der in Zusammenarbeit mit einem namhaften internationalen Automobilhersteller entwickelt wurde, befinden sich gerade in der Erprobung beim Kunden.

Pierburg ist Spezialist für diese Art von Aktuatoren und konnte bei dem Projekt auf seine Kompetenz in diesem Bereich zurückgreifen. Das Lastenheft für das neue Produkt war dabei nicht gerade dünn. So sollte die Komponente unter anderem platzsparend konstruiert werden, musste über eine große Leistungsdichte verfügen und einen hohen Anspruch an die Akustik erfüllen. Außerdem durfte das Bauteil für Notfälle über keine Eigenhemmung verfügen. „Der Anspruch an die Leistung des Aktuators war zudem deutlich höher als unser Standard“, erklärt denn auch Andreas Köster, zuständiger Projektleiter in der Vorentwicklung, „zumal eine vollausgestattete Autotür durchaus ein Gewicht von 30 bis 40 Kilogramm aufweisen kann und dieses Gewicht auch bei Wind oder beispielsweise an einer Steigung gehalten werden muss. Deshalb haben wir unseren Aktuator auf ein vergleichsweise hohes Drehmoment ausgelegt.“ 

Köster erläutert damit auch einen wesentlichen Unterschied zu den konventionellen Antrieben, wie man sie beispielsweise in elektrischen Heckklappen findet. Letztere dürfen ihre Arbeit durchaus lauter und langsamer verrichten. Bei einer Tür geht der Pierburg-Mitarbeiter dahin gegen von einer notwendigen Öffnungs- oder Schließzeit von nur zwei bis zweieinhalb Sekunden aus. Als eine weitere Herausforderung an die Entwickler erwies sich die notwendige Kompaktheit der Komponente. Da der Pilotkunde die elektrischen Türen als Extra anbieten wird, sollte der Aktuator zudem leicht montierbar im Öffnungsbereich der Türen untergebracht werden. Mit dieser Eigenschaft unterscheidet sich der Aktuator auch von Wettbewerbssystemen. Wenn der Aktuator beispielsweise nicht in den Türspalt eingebaut wird, muss zudem eine Einbauposition gefunden werden, die andere in der Tür befindliche Systeme – wie zum Beispiel Lautsprecher oder die Fenster mit ihrem notwendigen Absenkbereich – nicht beschneidet. Auch hier hilft die kompakte Bauform.

Aber damit nicht genug, denn Pierburg musste auch die notwendige Software für den Aktuator entwickeln, und zwar mit allen dazugehörigen Bewegungsmanövern, wie dem Hin- beziehungsweise Zurückfahren, dem Halten auch unter widrigen Umständen sowie dem Vermeiden von Überschwingungen. Für die Sicherheit im Verkehr wird der Aktuator in die Sensorik des Fahrzeuges eingebunden. Die verhindert dann zum Beispiel das Öffnen der Türen, wenn sich andere Verkehrsteilnehmer dem Fahrzeug nähern oder auch dann, wenn sich nur ein Poller im Schwenkbereich befindet. Köster sieht denn auch eine Menge Vorteile in dem Konzept und einen klaren Trend zu elektrischen Türen – und das nicht nur bei Taxis oder künftig bei autonomen Fahrzeugen. Allein die Tendenz zu größeren Öffnungswinkeln, die das Ein- und Aussteigen erleichtern, sowie das teilweise beschwerliche Aufdrücken schwerer Türen spielen für ihn eine wichtige Rolle für künftige Kundenentscheide. Besonders komfortabel wird es beispielsweise für den Fahrer eines Wagens, dem der Aktuator nach dem autonomen Ausparken aus der Garage allein aufgrund einer Gestensteuerung schlüssellos die Tür öffnet und, wenn er eingestiegen ist, wieder eigenständig schließt. Losfahren muss der Fahrer aber dann zumindest derzeit noch selbst.

(Artikel ursprünglich vom 25. März 2021)

Weitere Informationen gibt es hier.

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