Rheinmetall: Ein starker Partner an der Seite der Ukraine
3. Dezember 2024
Früher Tabu, heute boomende Branche – während die breite Gesellschaft erst langsam ihre Skepsis gegenüber der Rüstungsindustrie verliert, hat die Börse längst verstanden: Verteidigung ist ein gutes Investment.
Richard Schramm
war über drei Jahrzehnte Aktienanalyst für Industriewerte (unter anderem Rheinmetall) im Investment Research einer internationalen Großbank.
Schaut man sich die aktuelle politische und gesellschaftliche Diskussion in Deutschland über die militärische und wirtschaftliche Unterstützung für die Ukraine an, während sich der Krieg Russlands gegen die Ukraine im dritten Jahr befindet, so liegt ein Schluss nahe: Die Konsequenzen aus der „Zeitenwende-Rede“ von Bundeskanzler Olaf Scholz vom 27. Februar 2022 – drei Tage nach Kriegsausbruch – sind bei weitem noch nicht überall in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Insbesondere das starke Abschneiden der Parteien am linken und rechten Rand bei der jüngsten Europawahl im Juni 2024 ist hier als deutlicher Indikator zu sehen.
Die Börse war dagegen sehr viel schneller und hat Aktien aus dem Sektor Wehrtechnik unmittelbar nach Ausbruch der Kampfhandlungen auf ihre Favoritenliste gesetzt. Dies gilt insbesondere für die Rheinmetall-Aktie, die sich seitdem von unter 100 EUR auf neue historische Höhen von rund 540 EUR (Mitte August 2024) im Wert verfünffacht hat und damit zum Starperformer der letzten Jahre am deutschen Aktienmarkt wurde. Hier ist die Zeitenwende bereits Realität geworden!
Die operative Entwicklung des Konzerns folgt diesem Trend und erreichte für 2023 neue Rekorde bei Auftragseingang (gegenüber 2022 um +110 % auf 11,8 Mrd. EUR), Umsatz (+12 % auf 7,2 Mrd. EUR) und operativer Rendite (12,8 % versus 12,0 %). Und es geht weiter mit einem starken Q1 2024, das mit über 40 Mrd. EUR Auftragsbestand bereits die nächsten Bestmarken für das laufende Geschäftsjahr und darüber hinaus signalisiert.
Allerdings: Mit einem erwarteten Anstieg beim Ergebnis je Aktie von 63 % in diesem und weiteren 39 % im nächsten Jahr, was ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von 24,4x für 2024e und 17,5x für 2025e beinhaltet, hat die Börse die Messlatte für Rheinmetall bereits deutlich erhöht (zum Vergleich: DAX-Index 15,5x bzw. 12,5x; Quelle: FactSet*). Damit scheint die Neubewertung der Aktie zunächst einmal an Grenzen zu stoßen. Wie geht es nun weiter?
Eine andere Welt verlangt andere Prioritäten
Der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine zeigt einmal mehr, dass ein Aggressor einen militärischen Konflikt zur Durchsetzung seiner Ziele nicht scheut, wenn er eine gute Chance sieht, damit Erfolg zu haben. Die Notwendigkeit einer Aufrüstung ist inzwischen bei der überwiegenden Mehrheit der politischen Entscheidungsträger in den westlichen Staaten angekommen, wie man an den Bekundungen und Beschlüssen zahlreicher Regierungen ablesen kann, künftig die Verteidigungsausgaben deutlich zu erhöhen.
Das Marktpotenzial für Rheinmetall wird sich vervielfachen!
Dabei geht es um erhebliche Summen, denn der Verzehr der sogenannten Friedensdividende über die vergangenen Jahrzehnte hat in Westeuropa und insbesondere in Deutschland dazu geführt, dass inzwischen ernsthafte Zweifel an der Verteidigungsfähigkeit bestehen. Der letzte Bericht der Wehrbeauftragten des Bundestages hat dies für die Bundeswehr nur allzu deutlich gemacht, indem er eklatante Mängel gerade beim Thema Material feststellte. Hier besteht also erheblicher Nachholbedarf. Das von Kanzler Scholz in seiner „Zeitenwende-Rede“ angekündigte „Sondervermögen“ von 100 Mrd. EUR kann nur ein erster Schritt sein, so viel ist bereits deutlich geworden.
Die Erhöhung der Verteidigungsausgaben wird ohne Frage zu verteilungspolitischen Widerständen führen – mit sozialen Wohltaten lassen sich Wahlen gewinnen, mit einer Erhöhung der Verteidigungslasten nicht. Doch ganz ehrlich: Ist uns unsere Freiheit nicht die 2 Cent von jedem Euro unseres Bruttoinlandsprodukts wert? Nichts anderes bedeutet ja das Ziel von 2 % des BIP für Verteidigungsausgaben, das sich die NATO-Staaten 2014 gesetzt hatten. Deutschland lag 2021 lediglich bei rund 1,5 %, der Durchschnitt der europäischen NATO-Staaten war bei rund 1,7 % (Quelle: NATO).
Gegenüber dem Niveau vor Beginn des Ukraine-Krieges bedeutet eine Erhöhung auf 2 % des BIP also eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben um rund ein Drittel für Deutschland und etwa ein Fünftel für die europäischen NATO-Mitglieder, dazu kommt ein angemessener Inflationsausgleich. Zusätzlicher Schub sollte von einer erhöhten Quote für Materialbeschaffung kommen, denn die lag bis dato bei vielen NATO-Mitgliedern unter den angestrebten 20 % des Budgets (Deutschland 16,7 %). Ein weiterer Hebel liegt in einer höheren EU-Quote bei den Rüstungsausgaben: Aktuell haben EU-Unternehmen nur einen Anteil von etwa 20 %, dieser soll aber nach dem Willen der EU-Kommission bis 2030 auf 50 % steigen, ein Plus um 150 %. Angesichts dieses Dreifach-Katalysators ist die Prognose sehr fundiert, dass sich das relevante Marktvolumen für Rheinmetall in den kommenden Jahren um ein Vielfaches erhöhen wird.
Das Managen des Wachstums als Herausforderung der kommenden Jahre
Der hohe Auftragsbestand (inkl. Rahmenverträgen) per Ende März, der rechnerisch das 5,6fache des letztjährigen Umsatzes beträgt, und vor allem die prall gefüllte Projektpipeline sichern die Wachstumspläne des Managements für die nächsten Jahre gut ab (Mittelfristziele bis 2026: 15 Mrd. EUR Umsatz bei 15 % operativer Rendite). Die größte Herausforderung für das Unternehmen ist nun, genügend Kapazitäten zu schaffen, um die Auftragsflut möglichst reibungslos und profitabel abzuarbeiten. Eine ganze Reihe von Projekten dazu (z. B. neue Standorte in der Ukraine, neue Munitionsfabriken in Deutschland, Ungarn und Litauen, neue Tochtergesellschaft in Rumänien) befinden sich bereits in der Umsetzung.
Weitere strategische Maßnahmen für zusätzliche Phantasie
Über das vorhandene operative Geschäft hinaus dürften weitere strategische Schritte des Managements für zusätzliches Wachstumspotenzial bei Rheinmetall sorgen. Dies umfasst in erster Linie mögliche Akquisitionen und Gründungen von Joint Ventures, um die internationale Präsenz auszubauen (insbesondere in den USA) und die technischen Fähigkeiten des Unternehmens zu stärken (insbesondere in den Bereichen Digitalisierung, KI sowie Raumfahrttechnologien).
Bezüglich der zivilen Aktivitäten, die 2023 nur noch 28 % vom Umsatz und 13 % vom operativen Ergebnis des Konzerns ausmachten, stellen viele Analysten eine endgültige Portfoliobereinigung in den Raum – auch wenn das Rheinmetall-Management bisher stets dagegenhält. CEO Armin Papperger unterstrich zuletzt in einem Interview, dass der zivile Bereich immerhin jährlich rund 150 bis 200 Mio. EUR operatives Ergebnis erwirtschafte. Aus Sicht von Analysten dürfte Rheinmetall mit einem klaren Fokus auf die Wehrtechnik bei vielen Investoren den Makel des Konglomerats endgültig ablegen und zusätzliches Bewertungspotential für die Aktie eröffnen.
Neubewertung der Rheinmetall-Aktie noch nicht abgeschlossen
Ohne Frage enthält der fulminante Kursanstieg der Rheinmetall-Aktie seit Februar 2022 schon eine ordentliche Portion Vorschusslorbeeren – die Börse ist nun mal ungeduldig. Und die Konsolidierung der Aktie seit ihrem Hoch im April 2024 mit 571,80 EUR zeigt, dass es auf kurze Sicht immer schwieriger für das Unternehmen wird, die wachsenden Erwartungen des Kapitalmarkts zu erfüllen.
Aber die genannten strategischen Maßnahmen in Kombination mit einem anhaltend positiven Marktumfeld für den Verteidigungssektor dürften die Neubewertung der Rheinmetall-Aktie nachhaltig absichern. Zudem hat das Unternehmen in seinem Vorstandsvorsitzenden Armin Papperger einen exzellenten Kommunikator, der dem Finanzmarkt die strategischen Schritte und die daraus resultierenden Geschäftsmöglichkeiten von Rheinmetall überzeugend und glaubwürdig vermittelt. All dies sollte der Aktie längerfristig neues Kurspotenzial eröffnen.
Weitere Informationen und Kennzahlen rund um die Rheinmetall-Aktie finden Sie auf unserer Unternehmenswebsite unter Investor Relations.
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